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streckte den Angreifer durch einen Schuß in den Stadtgraben nieder. Die Kameraden eilten herbei und man fand, in Pelz vermummt, einen Hauptmann der Lothringer, welcher aber nicht mehr zu sagen im Stande war, was ihn zu diesen Angriffen bewogen hatte. Man kennt daher den Grund dieser Vermummung und der Angriffe auf den Wachposten nicht.

Das Volk aber glaubte noch lange, der „Lothringer“ müsse seine Übelthaten damit büßen, daß er nach seinem Tode als Bär des Nachts beim Bollwerke umherirren, mit Ketten rasseln und Feuer speien müsse.

2. Vom „Muhkalb“ erzählt eine andere Sage, daß ebenfalls im 30jährigen Kriege 1635 bei der großen Theuerung ein Mezger beim Lohthor häufig das Fleisch von Hunden u. s. w. als Kalbfleisch verkauft habe. Eine Frau hätte ihren Argwohn gegen ihn ausgesprochen, der Mezger jedoch betheuerte, er verkaufe nur Kalbfleisch. Wenn es nicht so wäre, so wolle er nach seinem Tode als Kalb gehen. Er starb an der Seuche und das Volk ließ ihn in Gestalt eines Kalbes zur Nachtzeit herumgehen und wie ein Kalb schreien.

3. Die Leiber aus Brod. Weil man beobachtet haben wollte, daß der Neckar bei Heilbronn jährlich drei Menschen verschlinge, so solle man in alter Zeit auf die Neckarbrücke Wallfahrten am 24. Juni angestellt und und drei Laibe Brod in Menschengestalt den Fluthen übergeben haben, mit dem brünstigen Gebet, der Neckar wolle sich damit begnügen und die Menschen verschonen.


Münzstätte in Heilbronn.

Als Ausfluß der Rechte der Kaiser über die königliche Pfalz zu Heilbronn erscheint auch eine königliche Münzstätte daselbst, deren in nachstehenden Urkunden Erwähnung geschieht:

1299 schließt das Kloster Schönthal wegen seines Hofes in Heilbronn mit der Commende Heilbronn einen Vertrag, in dem ein Conradus, magister monetae vorkommt (Jäger, S. 41, Nr. 78).

1336 heißt der Münzmeister zu Heilbronn Gebin (Gebwin?).

1424 spricht Kaiser Sigismund in einem Erlasse Freitag nach Mariä Himmelfahrt von einer „silbernen Münz in unserm Namen und in unser und des Reichs Stadt Heilprunn geschlagen. (Binder, Münzkunde S. 460.)

1430 wird in einer Pergament-Urkunde des Heilbronner Spitals

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_244.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)