Seite:OAHeilbronn 257.png

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Nach beendigtem 30jährigen Kriege mußte auch Wimpfen eine Quote an den Satisfactions-Geldern für das abziehende schwedische Heer bezahlen, entlehnte bei einem damaligen schwedischen Beamten August Möckhel in Straßburg 4600 fl. und verpfändete dafür im Mai 1649 sein Dorf Biberach (Heid, Wimpfen 248).

Aber schon 1650 verkaufte die Reichsstadt, um genannten Möckhel und andere damit zu bezahlen, Biberach um 20.000 fl. an einen Haudegen aus Bernhards von Weimar Schule, an den gewesenen französischen Generalmajor Thomas von Klug.

Das Dorf wurde mit der Gerichtsbarkeit verkauft, mit dem Patronatrechte, Kirchensatz, Gülten (insbesondere mit der Magsaamengült) u. dergl. Zugleich wurde im Kaufbriefe ausgesprochen, daß die Biberacher in dem freien exercitio der augsburgischen Confession nie gestört werden sollen.

Nach des Generals Tode führten seine Wittwe und Töchter eine sehr ärgerliche Lebensweise. Unter anderen verleiteten sie die Bäuerinnen zu einem üppigen Leben und zur Fastnachtzeit zu Maskeraden.

Da zog eine ganze Fastnacht-Compagnie Frauen und Mädchen vermummt mit der Frau des Bürgermeisters Simon Reisig als Pfeiferin an der Spitze, während eine Frau Balluf die Trommel schlug und eine Frau Christ eine Fahne trug, im Dorfe umher. Der Prediger des Orts, H. Balth. Kulpis, verwies den Weibern ihr unsittliches Wesen und hielt auch eine Strafpredigt von der Kanzel. Die Grundherrin nahm ihm dies übel, weil sie die Urheberin gewesen und gebot ihm, die Freuden seiner Beichtkinder unangefochten zu lassen. Der Pfarrer gerieth darüber in Streit mit der Frau Generalin und diese hetzte Männer und Weiber gegen ihren Geistlichen so auf, daß sie im Jahr 1665 unter Anführung eines welschen Koches mit Kärren vor das Pfarrhaus zogen, ihren Pfarrer verhöhnten, fluchten und lärmten und Einlaß begehrten. Das Pfarrhaus ward erstürmt, die Hausthüre und andere Thüren mit Äxten zertrümmert, die bewegliche Habe des Pfarrers auf neun Karren geladen, nach Bonfeld geführt und dort abgeladen, wobei natürlich auch vieles verdorben worden ist. Der Pfarrer nahm seine Habe, zog nach Heilbronn und gab dort (wo er schon 3 Jahre früher ein Buch unter dem Titel: Herz-Geschößlein oder Pfeile der Liebe gegen Gott, Heilbronn 1662, hatte drucken lassen) ein Buch in Quart heraus, welches folgenden Titel führt: Increpatio Diabolico-Serpentinae Debacchationis, das ist der Höllischen alten

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_257.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)