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verkaufte alle ehemaligen Gefälle der Probstei Wimpfen an die Gesellschaft G. Bube (in Heilbronn), Merkle (in Neckarsulm) und Consorten. Darunter waren die Zehnten und Gülten in Biberach. Deshalb wurden auch diese Zehntherrn im Urtheil von 1824 wegen der Kirchenbaukosten in Anspruch genommen.

Am 19. Juni 1833 verkauften Bube, Merkle und Cons. an die württ. Finanzverwaltung den großen Fruchtzehnten mit 161/4 Schffl. Roggengülten, 15 Schffl. Dinkelgülten, 155/6 Schffl. Hafergülten und 1 Huhngült um 23.000 fl. Der Zehnten wurde abgelöst laut Vertrag vom 7. Juni bis 9. Juli 1852. Das Ablösungs-Capital beträgt ohne Abzug der Lasten 20.605 fl. 24 kr.

Die Grundzinse, Heller-, Geflügel- und Bodenzinse von 1 fl. 30 kr. und weniger wurden 1819 abgelöst im 16fachen Betrage mit 57 fl. 5 kr., der Bodenwein im Jahr 1826 mit 487 fl. 30 kr.

Nach einem Verzeichnisse vom 13. Juli 1804 lebten in diesem Jahre 209 selbstständige Bürger, Bürgerswittwen und 6 Eigenbrödlerinnen in Biberach, in 123 Häusern mit 106 Scheunen, 27 Stallungen und 5 Werkstätten (1681 waren es blos 65 Bürger).

Im Jahr 1839 wurde ein Schulhaus für Evangelische und Katholiken neu erbaut und 1840 ein Gemeinde-Backhaus.

Eine Mahlmühle bestehet schon lange; sie hat 4 Gänge.

Der Wohlstand der Biberacher hat sich, lange gelähmt durch innere Zwietracht und Prozeßkosten und (im Wirthschaftlichen) durch zu große Begünstigung der Pferdezucht auf Kosten des Viehstandes, in neuerer Zeit gehoben, wozu die Energie des jetzigen Schultheißen vieles beiträgt.

Die Biberacher wurden in den Stand gesetzt, für die Katholiken eine besondere Kirche um 16.000 fl. zu erbauen, welche am 11. Okt. 1863 eingeweihet worden ist. 4000 fl. hat dazu die evangelische Stiftungspflege gegeben, wofür diese zu dem alleinigen Besitz der älteren Kirche gelangt ist.

Ehe abgelöst wurde, war der Staat Grund- und Zehntherr, mit folgenden Ausnahmen:

a. dem Schulmeister und Meßner gehörte der Zehnten in einem besonders versteinten Distrikte;
b. dem Meßner zu Wimpfen waren 4 Morgen zehntbar;
c. dem Wittumhofbauern gebührte von den zum Deutschenhof gehörigen Gütern der Zehnte halb und von einigen anderen ganz;
d. sämtliche Wittumhofgüter waren zehntfrei;
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)