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und verkaufte alle Gefälle desselben in Württembergischen Orten an eine Gesellschaft Bube, Merkle und Cons. zu Heilbronn am 9. September 1812, welche die Hälfte des Wein- und des großen Fruchtzehntens, welche nach dem Vertrage vom Jahr 1569 noch dem Stifte verblieben war, nebst Zehntscheuer, Gülten u. dgl. um 15.500 fl. an die Gemeinde Bonfeld am 4. Oktober 1827 verkaufte.

Um den Werth dieser Gefälle zu erfahren, hatte die Gemeinde von 1821–27 den Ertrag derselben um 925 fl. jährlich gepachtet, und in sechs Jahren einen Überschuß von 836 fl. 23 kr. Die erkauften Zehnten von 1828 an ertrugen schon in den acht ersten Jahren 13.005 fl., also durchschnittlich jährlich 1625 fl.

Die Gemeinde konnte ein Rathhaus um 2400 fl. erkaufen, das sie vordem nicht gehabt hat, so daß deshalb noch zu Anfang dieses Jahrhunderts das Amt zu Bonfeld die zum Verkauf ausgesetzten Güter in einem der Wirthshäuser acht Tage lang in öffentlichen Weinkauf stellte, in dieser Zeit jeder Liebhaber daraufschlug und der Wirth das Angebot in das bei ihm aufgelegte Weinkaufsbuch eintragen mußte, worauf das Amt am letzten Tage das Gut dem Meistbietenden zuschlug.

Ohngeachtet dieses Rathhausankaufes konnten an 27.066 fl. vom 1. Juli 1819–1836 22.966 fl. abgetragen werden.

Häufige Streitigkeiten der Zehntpflichtigen mit der Gutsherrschaft bewogen diese, an die Gemeinde auch die Hälfte des Wein- und Fruchtzehntens zu überlassen, welchen Philipp von Gemmingen 1569 vom Stift Wimpfen erkauft hatte. Nach langen Unterhandlungen kam am 26. Juli 1841 der Vertrag zu Stande. Von 2380 Morgen 187/10 Ruthen Äckern behielt die Gutsherrschaft ihre 601 Morgen zehntfrei, verzichtete auf ihre Zehnten aus 1779 Morgen der Bürger, erhielt 6000 fl. baares Geld und die Zehntscheuer im Werthe vom 2000 fl., wogegen die Gemeinde aber auch Kirche und Schule und deren Angestellte besolden, und die Gebäude in baulichem Stande erhalten muß.

Der Zehnte wurde noch einige Zeit in Natur eingezogen, bis alle Güter auf Bonfelder Markung zehntfrei wurden.

Die Gülten und andere Gefälle der Gutsherrschaft wurden nach den neueren Gesetzen des Landes nun ebenfalls abgelöst.

Der kleine Zehnte gehörte der Pfarrei Bonfeld und war 1842 um 509 fl. verpachtet.

Heu- und Öhmtzehnte ward nie gereicht.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_275.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)