Seite:OAHeilbronn 277.png

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Gegend auf dem linken Neckarufer vieles zu erdulden, die Feinde raubten den Bonfeldern ihre vier Centner schwere Glocke, so daß der Meßner eine Zeit lang mit einem kleinen Glöckchen, das einen Gulden kostete, im Dorfe herumschellen und die Leute in die Kirche rufen mußte, bis 1694 wieder eine neue Glocke aufgehängt worden ist. Diese hat Joh. Conrad Dohr, Zinn- und Glockengießer zu Heilbronn, gegossen; sie wiegt 188 Pfund und kostete 113 fl. Da die Franzosen auch den Abendmahlskelch geraubt hatten, so wurde ein neuer zu 261/2 Loth um 36 fl. in Frankfurt erkauft.

Auch 1799 brandschatzten die Franzosen unter General Ney. Bonfeld mußte einen Geisel stellen, bis 440 fl. bezahlt waren.

Bonfeld hatte von 1697–1789 nur zwei Pfarrer, Joh. Sebastian Kegele und Joh. Friedrich Gerner, welche miteinander 92 Jahre gewirkt haben. Im Jahre 1790 trat Pfarrer Poths sein Amt an, der 1814 nach Polen gezogen ist, wo er eine Herrschaft geerbt hatte. Dieß veranlaßte viele Einwohner, auch dorthin auszuwandern, und von da noch weiter in die Krimm in das Gouvernement Berdiansk.

Der jetzige Pfarrer Vogel aus Brackenheim trat 1837 sein Amt an und leitete von 1839 an viele Jahre mit unverdrossenem Eifer ein Privat-Schullehrerseminar, aus welchem bis 1855 133 Zöglinge in den Württembergischen Schulstand übergetreten sind, wogegen der Staat diese Anstalt in 16 Jahren mit 24.683 fl. unterstützt hat. Auch aus dem übrigen protestantischen Deutschland, namentlich Lippe, bildeten sich viele Jünglinge zu Schullehrern aus.

Im Revolutionsjahre 1849 war Bonfeld Zeuge einer traurigen Catastrophe. Hecker, Struve, Peter hatten im Großherzogthum Baden 1848 das Land aufgehetzt, und es kam im Jahre 1849 so weit, daß sie den Großherzog Leopold aus Carlsruhe vertrieben, so daß er in der Festung Germersheim Schutz suchen mußte. Bis dorthin hatte ihn der dem geschworenen Fahneneide treu gebliebene Theil seiner Armee, unter Anführung des Obersten Hinkeldei, begleitet. Als sich derselbe ins Badische zurückbegeben wollte, wurden diese Soldaten von allen Seiten durch Freischaaren verfolgt, und nachdem sie so mehrere Tage und Nächte, wie das Wild bei einem Treibjagen, herumgehetzt waren, so suchten sie in Württemberg eine Zufluchtsstätte. In der Nacht vom 15./16. Mai 1849 rückten diese Versprengten mit 16 Kanonen in Fürfeld und Bonfeld ein, und wurden von den Einwohnern ins Quartier genommen. Allein nicht lange war ihnen die so nöthige Ruhe vergönnt. Badische Freischärler

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_277.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)