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Marca zu verstehen ist.[1] Am 1. Januar 988, als Kaiser Otto III. dem Wormser Bischof den Königsbann in dem großen Forste zwischen Schweigern und Neckargmünd schenkte, nennt er den Ort „villam, quam dicunt Mihelgarda (Württ. Urkundenbuch 1, 228. Mihel, Michel = Groß).

Um 1100 erscheinen die Grafen von Laufen als hiesige Besitzer. Bruno (ein Sohn des Grafen Arnold von Laufen und dessen Gemahlin Adelheid), welcher 1102–1124 Erzbischof zu Trier war, stiftete im Jahre 1122 das Kloster Odenheim[2] und stattete es mit Gütern aus; unter anderen mit solchen in Gardaha, wozu sein Bruder Poppo von Laufen seine Zustimmung ertheilte.

Dieses Kloster, welchem Kaiser Friedrich I. im Jahre 1161 seinen hiesigen Besitz bestätigte[3], gelangte auch frühe in den Besitz des ganzen hiesigen Kirchenpatronats nebst Zugehörungen, und erhielt im Jahre 1190 ein Sechstheil, welches ihm das Wormser Nonnenmünster streitig machte, schiedsrichterlich zugesprochen; bei der hierüber ausgestellten Urkunde ist Cunrat plebanus ecclesie in Gartaha einer der Zeugen (Württ. Urkundenbuch 2, 268). Übrigens erlitt solches Eigenthum des Klosters Odenheim eine Unterbrechung; das genannte Wormser Kloster hatte wenigstens im Jahre 1265 ebendieses Patronat sammt Zehnten, Grundstücken und Gerechtigkeiten in Händen, als es am 17. April d. J. all dasselbe für 300 Pfund Heller an das schon zuvor hier begüterte Stift Wimpfen verkaufte.

Nichts desto weniger erlangte das Kloster Odenheim baldige Wiedereinsetzung in seinen Besitz; um solchen sowohl hier als auch überhaupt beschirmt zu wissen, übergab es sich dem Kaiser Friedrich II. und dem Reich in die Vogtei, welches Verhältniß jedoch laut Zusage Kaiser Heinrichs (VII.) vom 9. September 1232 nicht zur Verpfändung der Klostergüter und namentlich auch Großgartachs mißbraucht

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Dasselbe ist auch mit dem Garta, Gartha, Gartaha des Hirschauer Codex der Fall (s. S. 112 ed. Stuttg.).
  2. Seit 1495 weltliches Chorherrnstift, dessen Sitz 1507 von Odenheim nach Bruchsal verlegt wurde.
  3. Württ. Urkundenbuch 2, 135, wo – neben NeggargardahaWaltgartaha steht, welches auf Großgartach gedeutet wird. Letzterer Name erscheint, Walgartha geschrieben, auch im Cod. Hirsaug. 42b, wo jedoch gleich darauf (43b) Michelngartha vorkommt. Wenn nicht Großgartach selbst, so war Waltgartach jedenfalls ganz in der Nähe und muß dann ein abgegangener Ort sein.