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dieser Theil eine Huldigung dar, indem er eine Medaille hiezu schlagen ließ (Binder 437).

Der Odenheimer (Ritterstift Bruchsaler) Antheil kam mit dem Ritterstift Bruchsal selbst im Jahre 1803 an Baden. Nun war Großgartach ein Condominat von Württemberg und Baden, von letzterem aber bereits im Staatsvertrag vom 17. Oktober 1806 (Pfister, geschichtl. Entwicklung des Staatsrechts von Baden. Suppl. 73) an ersteres vollständig abgetreten.

Großgartach wurde sofort Sitz eines Amtmanns unter dem neuen württembergischen Oberamte Kirchhausen, bis dieses am 26. April 1808 aufgelöst wurde. Aus diesem Anlaß wurde es 1808 dem Oberamt Brackenheim einverleibt; 1811 kam es zum Oberamt Heilbronn.

Der Reinwald und der Taschenwald nordwestlich auf hiesiger Markung wurde erst 1846 durch Staatsvertrag mit Baden an Württemberg abgetreten (Württ. Reg.-Bl. 1846. S. 128. 129).

An hiesiger Kirche (Würdtwein Nov. subs. 3, 310) bestund eine Frühmesserei, 1379 von der Gemeinde gestiftet und begabt; die Besetzung stund dem Kloster Odenheim zu. Mitten im Orte (wo jetzt das Gemeindebackhaus) stund eine Marienkapelle, welche einen eigenen Caplan hatte. Die Reformation, welche diese Frühmesserei und Caplanei aufhob, wurde 1535 eingeführt. Kurz zuvor, 1531, war die Caplanei zur h. Elisabeth an hiesiger Pfarrkirche der Stiftskirche zu Bruchsal einverleibt worden. Das Stift Bruchsal ernannte bis zu seiner Aufhebung den Pfarrer aus den Candidaten, welche in Württemberg das Pfarrexamen bestanden hatten, und Württemberg hatte das Bestätigungsrecht. Die Jurisdictio ecclesiastica war von jeher ganz württembergisch, was heut zu Tage auch der ganze Pfarrsatz ist.

Aus den besonderen Schicksalen des Ortes heben wir folgende hervor:

1504 zog Herzog Ulrich von Württemberg im Kriege gegen die Pfalz, nachdem er Weinsberg erobert hatte, im September von Großgartach, das sich ihm ergeben hatte, aus, und nahm Gochsheim weg.

1525 im Bauernkrieg fand Jacob Rohrbach aus Böckingen wenig Zuzug aus Großgartach, als er diesen Ort überwältigte. Dieser Zuzug benahm sich aber so, daß die Gemeinde später 333 fl. Entschädigung an Württemberg entrichten mußte, obgleich die Mehrzahl der Einwohner ruhig geblieben war.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_302.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)