Seite:OAHeilbronn 318.png

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Frankreich ausbrachen. Die Franzosen besetzten die Festung Philippsburg und schrieben im Februar 1675 Lieferungen aus, daß nämlich Neckargartach 20 Malter Korn, 20 Malter Haber und an Geld 155 fl., Frankenbach 18 Malter Korn und 18 Malter Haber und 100 fl., und Böckingen ebensoviel liefern sollte. Ein Theil wurde auch sogleich geliefert, wegen des Restes baten die Einwohner um Frist bis nach der Ärndte. Diese wurde ihnen auch verwilligt. Demungeachtet zogen 500 französische Reiter, darunter die Hälfte Dragoner mit Fusce-Röhren, von Philippsburg aus, brachen am Morgen des 7./17. August 1675 durch den Pfarrgarten in das Dorf Neckargartach ein, öffneten das Thor (denn die 4 Heilbronnische Dörfer waren mit Gräben, Zäunen und Thoren verwahrt), und als die Sturmglocke die Bauern herbeirief, so streckten die Dragoner sogleich 7 junge Bürger todt nieder und verwundeten 2 weitere gefährlich, plünderten in vielen Häusern, und sobald eines leer gewesen, zündeten sie mit einem Schuß in die Garben die Scheuern an und verjagten die Leute, welche löschen wollten, bis in 11/2 Stunden 57 Wohnhäuser, 43 Scheuern, 14 Stallungen mit 42 Pferden, vielem Rindvieh, Getreide, Heu und Stroh u. s. w. verbrannt waren.

Fußfällig bat der Pfarrer Daniel Zükwolf aus Heilbronn für seine Gemeinde. Die Mordbrenner unter Anführung eines Königl. Commissärs mit Namen La Coupilliere erbarmten sich aber so wenig, daß sie sogar die an ihren Gliedern gelähmte Pfarrerin aus ihrem Krankenbette warfen, und den Pfarrer bis an das Schaafhaus schleppten und dort durch Schuß und Stiche ermordeten. Ein einziger Franzose wurde getödtet. Von Neckargartach zog die Bande nach Frankenbach.

1693 litt Neckargartach wieder viel durch die Franzosen, welche beim Abzuge auch die Kirchenglocke wegnahmen.

Der Aufruhr im 18. Jahrhundert.

1732 suchte der Heilbronner Senat auch in den der Stadt zugehörigen Dörfern einen gerechteren Steuerfuß einzuführen (denn bisher lag der Reiche, welcher liegende Güter im Werthe von 3- bis 4000 fl. hatte, doch nur mit 150 fl. in der Steuer, wie der ärmere Taglöhner auch). Darüber beschwerten sich einige Neckargartacher in Stuttgart. Württemberg hatte die Oberlehnsherrlichkeit über Neckargartach und belehnte einen der Heilbronner Bürgermeister mit dem Dorfe, und nach dessen Tode wieder einen Anderen. Hiefür mußte

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_318.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)