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Auf einem kleinen Hügel der nordwestlichen Ecke von Sontheim stand die Burg der von Ebersberg. Im April 1840 wurde der Thurm und ein Theil der Ringmauer der Burg abgetragen, und ein Gedächtnißstein vom Thurme an eine Mauer bei der Kirche versetzt.

Dieser Stein enthält die Jahreszahl 1539, die Namen Walter von Cronberg, Administrator (des Deutschmeisterthums) Eberhart von Ehingen, Stadthalter, Wilhelm Lochinger, Commantur (in Heilbronn) und Caspar Haberkorn, Ordensbaumeister, mit den 4 Wappen dieser Herren. Wahrscheinlich wurde dieser Thurm 1525 im Bauernkriege so beschädigt, daß man ihn 1539 wieder herstellen mußte.

In der ehemaligen Burg stehen noch eine große Zehentscheuer (nach einer Inschrift 1563 von Volbert von Schwalbach, Statthalter der Balley Franken) und ein massiver Kelterbau, im Jahre 1718 erbaut. Unter diesen Gebäuden sind gewölbte Keller, denn die Sontheimer Weine von den mittäglichen Halden des Staufenbergs und vom Grafenberg sind vortreffliche Neckarweine.

Unweit dieser Vorrathsgebäude steht das im Jahre 1809 massiv erbaute Pfarrhaus. Die Pfarrei ist sehr alt und die Thalheimer waren bis 1823 auch nach Sontheim eingepfarrt. Jetzt sind es alle Katholiken in Sontheim, Flein, Horkheim, Klingenberg, Nordheim und Nordhausen, dagegen sind die evangelischen Einwohner in Sontheim Filialisten von Horkheim.

Der Chor der dem St. Martin geweihten Kirche ist alt und hat Spitzbogenfenster. Im Jahre 1715 zerschmetterte ein Blitz das Schiff und den Thurm der Kirche so sehr, daß man sie von Grund aus neu erbauen mußte. Der an die Südseite des Langhauses angebaute Thurm hat die Jahreszahl 1719 und ein Kuppeldach.

Das Langhaus ist 1720 im Jesuitenstyle erbaut worden, die Kanzel im Renaissancestyle entstammt noch der früheren Kirche. Die Kirche enthält 3 Altäre. Der Hochaltar hat ein Gemälde von G. B. Ferrandini vom Jahre 1748, Marias Himmelfahrt darstellend, darüber das Bild des Schutzpartrons St. Martin. Auf der Nordseite steht der Kreuzaltar, auf der Südseite der Marienaltar.

Unten an dem Deinenbach befindet sich eine Synagoge. Sontheim hat einen Vorsänger und israelitischen Schullehrer.

An die Stelle der Heilbronner Commende kam der Staat als Grund- und Zehntherr. Bis zur Ablösung bezog jedoch die Pfarrei Sontheim aus einigen Äckern den großen Fruchtzehnten, und den Heu- und kleinen Zehnten aus der ganzen Markung, mit Ausnahme desjenigen vom Hummelhof, den die Gemeinde für das Faselviehhalten bezog.

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_334.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)