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Der Heilbronner Spital bezog Gülten aus dem reichen Almosenlehen, und die von Gemmingensche Herrschaft zu Thalheim einige Grundzinse und Landachten.

Das Dorfsiegel besteht aus einem von oben nach unten getheilten Schilde. Im rechten Theil befindet sich eine halbe Sonne, der linke Theil ist durch einen Querstrich in zwei Hälften abgetheilt, oben das Deutschordenskreuz, unten drei Kugeln, die durch eben so viele Stiele zusammenhängen (Wappen des Heilbronner Comthurs Joh. Conrad Schütz, genannt Milchling, um 1570).

An der Schozach steht eine Mahlmühle mit 3 Gängen, und über den Neckar werden Fußgänger in einem Nachen auf das Böckinger Ufer übergesetzt.

Fischerei wird im Neckar und in der Schozach und in dem alten Neckararm zwischen Sontheim und Heilbronn, der einen Weiher von 33/8 Morgen bildet, getrieben.

Die Israeliten sind zum Theil reich und treiben namentlich einen bedeutenden Handel, früher in Wein, jetzt in Schaafwolle und Getreide.

Ein Theil der Weinberge von Sontheim ist Eigenthum einiger Heilbronner.

Sontheim ist der Geburtsort des Bildhauers Albert Güldenstein, geb. 3. Januar 1822, von dessen Meißel vortreffliche Kunstwerke herrühren, welche in Stuttgart in der Wilhelma und im Heilbronner Friedhofe aufgestellt sind.

Auf dem Rathhause befinden sich noch Dorfordnungen von den Jahren 1430 und 1650. König Ferdinand verwilligte in einer Urkunde d. d. Hagenau 22. Juli 1540, daß in Sontheim ein Halsgericht mit Galgen errichtet wurde.

Ein altheidnischer Gebrauch, welcher in manchen Gegenden mit dem Fest St. Johanns des Täufers verbunden wurde (Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben 2, 96), hat sich auch hier erhalten. Junge Leute beiderlei Geschlechts machen im Freien ein Feuer, tanzen um dasselbe und springen darüber. Vorher ziehen sie im Dorfe umher, um sich Rebholz zu erbitten. Wenn die junge Schaar vor einem Hause stille hält, singt sie: Zum Johannis Segen bitten wir um Reben! Ist ein’ gute Frau zu Haus, wirft sie uns bald Holz heraus.

Die Angerufene wirft den Bittenden einiges Holz zu, und der Zug geht an ein anderes Haus, bis genug Holz gesammelt ist.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_335.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)