Seite:OAHerrenberg 008.png

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in dem untern Mergel mit Gyps vorkommen; erstere verdanken ihre Entstehung der Zerklüftung des Hauptmuschelkalks, letztere der allmäligen Auflösung des Keupergypses mittelst unterirdischer Gewässer. Die meisten Erdfälle kommen vor auf den Markungen: Herrenberg, Bondorf, Breitenholz, Entringen, Gärtringen, Haslach, Kuppingen, Mötzingen, Ober- und Unter-Jettingen u. s. w. (s. hierüber die Ortsbeschreibungen). Einzelne derselben führen zu Höhlen, wie in dem Herrenberger Spitalwald, wo man hinuntergeworfene Steine längere Zeit hin- und herrollen und endlich in das Wasser fallen hört; in dem sog. tiefen Schleif bei Mötzingen besteht ein Erdfall, das Pommerlesloch, der zu einer Höhle führen soll. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts entstand in der Nähe des Leinenbrunnens, auf der Markung Kayh, während ein Bauer pflügte, plötzlich eine 9′ tiefe Einsenkung, in welche das an den Pflug gespannte Pferd so einsank, daß es nur mit Mühe wieder herausgebracht werden konnte. Über die in Herrenberg entstandenen Erdspalten siehe die Ortsbeschreibung. Zu Entringen entstand im Jahr 1789 ein Erdfall, in welchen ein Mann hinuntergelassen wurde, bis er in einer Tiefe von 40′ auf Wasser kam; derselbe wollte eine große Höhle gesehen und das Wasser etwas salzig gefunden haben (Schwäb. Chronik 1789 S. 64).


2. Naturschönheiten.


Obgleich dem Oberamtsbezirk vermöge seiner geognostischen Verhältnisse groteske Felsenpartieen, Wasserfälle, Grotten u. s. w. fehlen, so ist er doch anderseits sehr reich an Punkten mit ausgedehnten und reizenden Aussichten[1]. Unter diesen zeichnen sich besonders aus der Schloßberg, der alte Rain und das Steinhäusle bei Herrenberg, der Grafenberg bei Kayh, die Burg Müneck bei Breitenholz, die Schönbuchsspitze bei Entringen, Hohen-Entringen, Roseck und noch mehrere an der Schönbuchsterrasse gelegene Vorsprünge. Von diesen Punkten übersieht man mehr oder weniger das fruchtbare Gäu mit seinen lachenden Ortschaften und freundlichen, milden Thalgründen; gegen Südwesten und Süden wird über die Gegend von Rottenburg und den Rammertwald hinweg ein großer Theil des oberen Steilabfalls der Alp, vom Plettenberg bis gegen die Achalm, sichtbar, und gegen Westen schließt ein ferner Streifen des Schwarzwaldes das Panorama. Auf den höher gelegenen Punkten des Gäu’s, wie auf manchem Kirchthurm der Gäuorte, hat man dagegen veränderte, äußerst freundliche Ausblicke über das Gäu


  1. S. hierüber die betreffenden Ortsbeschreibungen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 008. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_008.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)