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b. Flüsse, Bäche und Thäler.

Der westliche Theil des Bezirk ist, wie schon bemerkt wurde, an beständig fließenden Gewässern (Bächen) weit ärmer, als der östliche, wo namentlich der in das Oberamt eingreifende Theil des Schönbuchs von frischen, lebhaften Bächen vielseitig durchzogen wird.

Die Rinnsale (Thäler) der Gewässer richten sich, wie schon früher gezeigt wurde, entschieden nach den vorkommenden Gebirgsformationen; um bei der Beschreibung der Thäler öfterer Wiederholungen überhoben zu sein, soll hier der allgemeine Charakter derselben angegeben werden. Die Thäler des Flachlands, welches der mit Diluviallehm bedeckte Muschelkalk bildet, sind durchgängig unbedeutend, da sich die Gewässer entweder nur in den Lehm oder in die obersten Schichten des Muschelkalks (Lettenkohlengruppe und Dolomit) gefurcht haben und nur selten den eigentlichen Muschelkalk erreichen. Mit langgestreckten flachen Mulden beginnend, sind sie meist enge, und haben nie hohe, aber zuweilen scharf ausgeprägte Thalwände, so daß sie öfters mehr Hohlwegen als Thälern gleichen. An Stellen, wo sie durch den Diluviallehm führen, fehlen ihnen die eigentlichen Thalwände gänzlich, und nur flaches Ackerland lehnt sich zu beiden Seiten der Thalebene an. Besonders bezeichnend für die Partie des Muschelkalks ist das häufige Vorkommen der sog. Trockenthäler, welche nur bei starken Regengüssen oder Schneeabgängen Wasser führen.

Die Thäler des Schönbuchs (Keuper) unterscheiden sich wesentlich von den vorhergehenden, indem sie meist mit engen, baumartig verzweigten Schluchten beginnen, bald tief einschneiden und namhafte, ziemlich steile Thalwände erhalten. Letztere sind durch eine Menge Seitenthälchen und Schluchten getheilt, zwischen denen sich Vorsprünge befinden, die mit breitem, hufartigem Fuß gegen die Thalsohle einfallen. An den Abhängen selbst sprechen sich durch terrassenförmige Abstufungen die verschiedenen Schichten der Keuperformation aus, und die schmalen Thalebenen sind durchaus mit munteren, immer fließenden Bächen bewässert.

Der Bezirk hat keinen größeren Fluß; von den zwei Flüßchen Ammer und Würm, welche demselben angehören, ist

die Ammer das bedeutendere; sie entspringt im ausgedehnteren Sinn in den sog. Sauerwiesen, 1/4 Stunde nördlich von Herrenberg, fließt unter dem Namen „Aischbach“ an der Stadt vorüber, und erhält erst 1/2 Stunde südwestlich von Herrenberg aus der Ammerquelle den ersten namhaften Zufluß und zugleich den Namen Ammer. Von

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 011. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_011.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)