Seite:OAHerrenberg 017.png

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dann von dem fleißigen Landmann, um sich den Bau seiner Felder zu erleichtern, zusammengelesen und auf Haufen aufgeschüttet werden müssen.

Dergleichen Böden, die minder ergiebig, zuweilen sogar unergiebig sind, kommen auch noch an Thalabhängen, besonders in der Gegend von Reusten vor; da aber diese meist eine steile Abdachung haben und die Krume deßhalb leicht abgeschwemmt wird, so kommt das Gestein der Oberfläche so nahe, daß manche Stellen kulturunfähig werden und nur noch als Weide einigen Nutzen gewähren.

Im östlichen Theile des Bezirks, wo die Keuperformation ansteht, ist der Boden ein von dem des Gäus ganz verschiedener, und besteht auf der Anhöhe aus einem mehr oder weniger mit Thon gemengten zersetzten grobkörnigen Keupersandstein (Stubensandstein), dem in unbedeutender Tiefe der Sandstein selbst oder kalter, wasserhaltiger Thon zur Unterlage dienen; häufig und zuweilen in namhafter Ausdehnung überlagern den grobkörnigen Sandstein die oberen Keupermergel und bilden einen für die Waldvegetation günstigen, strengen Thonboden. An den Gehängen der tiefer eingeschnittenen Thäler, besonders aber an der gegen das Gäu steil abfallenden Terrasse erscheinen unter dem grobkörnigen Keupersandstein tiefgründige, für den Wein- und Obstbau taugliche Mergel, die in ihrer Zersetzung einen starken, rothen Thonboden liefern, welcher an vielen Stellen von den Abhängen abgeschwemmt und an dem Fuß derselben abgelagert wurde, wo er dann nicht nur für den Obstbau, sondern auch bei hinreichender Düngung für den Getreide- und Wiesenbau zuträgliche Böden bildet. Der feinkörnige Werkstein (Schilfsandstein) durchzieht die bunten Mergel und macht sich theils auf Vorsprüngen, theils auf Kuppen einzeln stehender Keuperberge, wie bei Pfäffingen, etwas geltend, indem seine Zersetzungsprodukte einen leichten, magern, sehr düngerbedürftigen Sandboden zur Folge haben. An den unteren Gehängen der Schönbuchsterrasse und an den Ausläufern derselben tritt ein meist blauer, mit mächtigen Gypsbänken durchzogener Mergel auf, welche häufig bis in die mittleren, über dem Werkstein lagernden, rothen Mergel hinaufgreifen und einen bedeutenden, gerade nicht vortheilhaften Einfluß auf die Vegetation äußern, indem die Böden an dergleichen Stellen als hitzige, regenbedürftige erscheinen und öfters wenig Ertrag abwerfen. Diese mit Gyps durchsetzten Mergel erzeugen zwar weniger aber besseren Wein als die übrigen bunten Mergel, wenn sie aber durch früher auf ihnen getriebenen Weinbau tief gereutet und mit andern Erdarten übertragen worden sind, so eignen sie sich gut für Getreide-,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 017. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_017.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)