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Obst- und namentlich für den Luzernebau, ist ihnen aber diese Bebauung nicht zugekommen, so sind sie beinahe jeder Kultur unfähig, und können nur durch fleißige Düngung und den Anbau von Esparsette einigermaßen gehoben werden. Im diesseitigen Bezirk wurden glücklicher Weise die meisten dieser Böden früher für den Weinbau benützt, und sind nun, mit Ausnahme der noch bestehenden Weinberge, in neuerer Zeit die Heimath des Obst- und Luzernebaus geworden.

In den Thalebenen, namentlich in dem Ammerthal, haben sich im Laufe der Zeit meist schwarze, humusreiche Alluvialbodenarten abgelagert, welche sich trefflich für den Wiesenbau eignen, und nur an einzelnen Stellen, wo sie sich der Torf- und Moorbildung nähern, etwas saures Futter liefern. Im Allgemeinen haben die Markungen Bondorf, Nebringen und Thailfingen die ergiebigsten Getreideböden, während Hildrizhausen und Rohrau in dieser Beziehung zu den geringsten des Bezirks gehören. Die Markung Hildrizhausen ist in den Bodenverhältnissen von den übrigen in so ferne ganz verschieden, als hier die unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias) in unbedeutender Tiefe den Boden theilweise unterlagern und denselben naßkalt machen; an einzelnen Stellen der Markung treten nahrungslose Turnerithone auf, und an anderen macht sich ein grobkörniger, magerer Keupersand geltend.


5. Luft und Witterung[1].


Die Luft ist in den höher gelegenen Ortschaften des Gäus gesund und rein, dabei meist sehr bewegt, so daß sie häufig Rheumatismen erzeugt, dagegen in den niedriger gelegenen Thalorten mehr oder weniger stagnirend und feucht, was sodann in Verbindung mit nächtlicher Abkühlung und dazwischen eintretenden Luftströmungen (Zugluft) hauptsächlich zu der in diesen Ortschaften des Ammerthals verbreitern kretinischen Anlage disponiren mag. Gegen Nord- und Nordostwinde sind diese Ortschaften meistens geschützt, auch ist die südwestliche Richtung des Windes überhaupt vorherrschend. Nordostwinde kommen überdieß in Herrenberg, Kuppingen, Nufringen und Gärtringen häufig vor, dagegen werden reine Nord-, Ost-, Süd- und Westwinde nur selten und nur vorübergehend beobachtet indem sie meist bald in Südwest oder Nordost umschlagen.

Der mittlere Barometerstand ist durchschnittlich eine halbe Linie


  1. Theilweise nach Mittheilungen des Herrn Oberamtsarztes Dr. Welsch.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 018. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_018.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)