Seite:OAHerrenberg 051.png

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beträchtlichen Verkauf nach Außen erlaubt. Besonders ausgedehnt ist die Obstzucht in den am Fuß der Schönbuchsterrasse gelegenen Orten, deren Markungen kleinen Obstwaldungen gleichen, welche häufig den größeren Theil derselben einnehmen; einzelne Orte, wie Breitenholz, Kayh, Mönchberg und theilweise Herrenberg und Entringen treiben ausgedehnten Handel mit Kern- und Steinobst, erstere Orte sind hauptsächlich auf dasselbe angewiesen, so daß Obst-Fehljahre auf die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner einen sehr nachtheiligen Einfluß äußern. Weit vorherrschend werden die Mostsorten gezogen und unter diesen von Äpfeln: Luiken, Fleiner, Spießlinge, Kläpperäpfel, Schneideräpfel, Schafnasen, Breitling u. s. w., übrigens zieht man auch feinere Sorten, wie Rainnetten, Lederäpfel, Goldparmänen, Rosenäpfel, Bietigheimer, u. s. w.; unter den Birnen sind die häufigsten Sorten: die Knausbirnen, Palmischbirnen, Bogenäckerin, Wadelbirnen (Frauenschenkel), Raichenäckerin, Bratbirnen, Wolfsbirnen u. s. w., und von frühen Sorten die Schnabels- und Muskatellerbirnen. Von dem Steinobst sind es hauptsächlich Zwetschgen, die in großer Verbreitung gezogen werden, und im frischen Zustande, wie auch häufig gedörrt zum Verkauf kommen; die Herrenberger Zwetschgen haben sich in weitem Umkreise einen guten Namen erworben. Ferner Kirschen, welche hauptsächlich ihre Stelle am Fuß des Schönbuchs finden und für die dortigen Bewohner einen Haupthandelsartikel abgeben. Der Hauptabsatz des Obstes und in neuerer Zeit auch des Mostes geht in den Schwarzwald und in das obere Neckarthal. Auch von Seiten der Gemeinde geschieht durch Besetzung der Straßen und Allmanden viel für die Obstkultur, und einzelne derselben, wie z. B. Herrenberg, haben sich hiedurch eine weitere jährliche Rente gesichert. Die ausgedehnten, mit Sachkenntniß und Sorgfalt gepflegten Obstbaumpflanzungen auf der Domäne Sindlingen liefern einen Beweis, daß auch auf minder günstigen Standorten Obstbäume mit gutem Erfolg gepflegt werden können. Die jungen Stämme werden theils in den Baumschulen und in den Weinbergen im Bezirk selbst nachgezogen, zum größeren Theil aber von Außen, wie von Hohenheim, Einsiedel, Tübingen, Rottenburg u. s. w. bezogen. Baumschulen, welche theils den Gemeinden, theils Privaten gehören, haben Herrenberg, Altingen, Gültstein, Kayh, Mötzingen, Nufringen, Ober-Jettingen, Sindlingen, Nieder-Reuthin, Poltringen und Reusten.

f) Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 20.9117/8 Morgen, wovon 14.9433/8 Morgen mit Laubhölzern, 27982/8 Morgen mit

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_051.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)