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von 500 fl. aber auch ferner zur Unterstützung verwahrloster Waisen in der Art fortbestehen zu lassen, daß der Amts-Versammlungs-Ausschuß unter Mitwirkung des gemeinschaftlichen Oberamts auf Vorschläge der gemeinschaftlichen Ämter und Stiftungsräthe an die Bedürftigsten Unterstützungen reiche. Bis 1837 blieb die Stiftung unbenützt, in diesem Jahr aber wurde beschlossen: die 500 fl. in ganze und Bruch-Portionen zu vertheilen. Eine ganze Portion sollte in 25 fl. bestehen und eine Bruch-Portion nicht unter 10 fl. betragen, auch jedes aufgenommene Kind bis zur Confirmation im Genuß bleiben.

Hiebei blieb es bis zum 3. Juli 1843, wo die Amts-Versammlung keinen Beitrag mehr verwilligte. Nachdem jedoch der Diöcesan-Verein Vorstellung dagegen erhoben, wurde unter dem 21. Juni 1844 ein neuer Beitrag von 500 fl. verwilligt, die neuen Vergebungen aber der vollen Amts-Versammlung vorbehalten. In dieser Weise bestehen die Vergebungen unter dem Namen „Karls-Portionen“ indessen fort. Von 1843/54 wurden 8400 fl. verwendet. Von 1853/54 befanden sich 21 Kinder im Genuß.

Zur Abschaffung des Bettels der Handwerksbursche ist in Herrenberg eine aus der Amtspflege dotirte Kasse errichtet, aus der jeder Durchreisende 7 kr., der Übernachtende 6 kr. (neben dem Zunftgeschenk an 3 und 4 kr.), Dienstknechte und Taglöhner aber je 4 kr. erhalten. Vom 1. Juli 1853/54 wurden an 3879 Handwerksgesellen und 1144 unzünftige Durchreisende, zusammen an 5023 Personen 523 fl. 23 kr. verabreicht.

Ein Bezirks-Armen-Verein, aus etwa 70 Mitgliedern bestehend, verwendet die Beiträge derselben, die durchschnittlich 1 fl. vom Mitglied betragen, meistens zu Lehrgeldern für arme Knaben.

Auch besteht in der Stadt Herrenberg ein Local-Armen-Verein, der monatliche Geldbeiträge sammelt und zum Besten städtischer Armen verwendet, woneben von einem Koch-Verein arme Kranke gespeist werden.

c. Landwirthschaftliche Anstalten.

Der im Jahr 1840 errichtete landwirthschaftliche Bezirks-Verein zählt neuerlich 180 Mitglieder; seiner Bemühungen für Hebung der landwirthschaftlichen Cultur ist schon oben S. 44 gedacht worden.

Mittelst der vom Staat unterhaltenen Beschälplatte in Herrenberg wird die nicht unbeträchtliche Pferdezucht im Bezirk wesentlich gefördert.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_077.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)