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Bebenhausen (Binder 105, 483, 111). Das Decanat umfaßte wenigstens im vorigen Jahrhundert die Pfarreien Herrenberg, Gärtringen, Gültstein, Hildrizhausen, Kayh, Kuppingen, Mötzingen, Nufringen, Remmingsheim, Thailfingen, Unteröschelbronn, Wolfenhausen. Diesen Bestand behielt es bei den neuen kirchlichen Eintheilungen den 14. Juni 1807 und den 3. November 1810, wo es wieder zum Generalat Tübingen kam, zu dem es noch gehört. Jetzt umfaßt es die sämmtlichen evangelischen Pfarreien des Oberamts.

Die katholischen Pfarreien aber wurden den 3. November 1820 dem Landkapitel Rottenburg zugetheilt.


3. Besondere Schicksale.


Während des Kriegs der schwäbischen Fürsten gegen K. Rudolph und seine Anhänger in Schwaben im August 1287 wurde auch die Gegend um Herrenberg mit Raub, Mord und Brand heimgesucht und hiebei die Mühlen bei dieser Stadt und die Dörfer Affstätt und Bondorf hart mitgenommen (Chron. Sindelf.).

Im Jahre 1514 fand der Aufstand des armen Conrads im Amt Herrenberg wenig Anklang, der Untervogt Heinrich Keller berichtete an den Herzog Ulrich, mit ihm selbst sei männiglich wohl zufrieden, die Leute seien nur wider etliche Räthe, als den Marschall, Kanzler und Landschreiber, die oft willkürlich handelten und an Gut zunähmen, während der Herzog daran abnähme; auch gehe ein Geschrei, daß der Herzog fremde Truppen werbe, die Schlösser besetze und sein Silbergeschirr, wie die Räthe ihre beste Habe, geflüchtet hätten (Steinh. 4, 82).

In Zeiten der Vertreibung des genannten Herzogs, am 13. April 1519, ergab sich Herrenberg dem mit Macht anrückenden schwäbischen Bunde, dessen Heer darauf vom 16. d. M. an 5 Tage lang bei Entringen rastete und von da vor Tübingen zog. Von hier aus kam der an der Spitze der Bundestruppen stehende Herzog Wilhelm von Bayern den 1. Mai nach Herrenberg, während sein Fußvolk in benachbarten Ortschaften lag. Am 16. August verlangte der Herrenberger Vogt Hilfe vom Bund, weil weder Schloß noch Stadt mit Wehr hinlänglich versehen, der gemeine Mann aber „nicht unwillig“ sei, wenn Herzog Ulrich beide wieder einnähme. Da erschien aber Ulrich, ehe Hilfe kam, mit 200 Reitern und 2500 Fußgängern in der Stadt (den 17. August), zog jedoch gleich wieder weiter gegen Tübingen. Stadt und Amt mußten ihm 300 Bewaffnete stellen, und am 8. September befahl er,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)