Seite:OAHerrenberg 095.png

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man solle alle übrige waffenfähige Mannschaft nach Tübingen schicken. Hierauf wurde geantwortet, man könne keine weiteren Leute schicken, weil man einen Überfall fürchte, auch das Getreide noch nicht gedroschen sei (Sattler Top. 313. Gab.). Bald darauf trat übrigens der Herzog den Rückzug an.

Im März 1525 lagerte sich Herzog Ulrich bei seinem Einfall in Württemberg vor Herrenberg auf dem Spitalacker und begann die Stadt zu beschießen. Die Truppen des schwäbischen Bundes griffen ihn an und ein Herr von Sperberseck wurde neben ihm erschossen. Als er nun aber das schwere Geschütz gegen sie richten ließ, zerstreuten sie sich, und am 5. März Abends um 3 Uhr (Stockar, Heimfahrt und Tagebuch. Schaffhausen 1839, S 129) ergab sich Herrenberg, worauf der Herzog am 6. in die Stadt einzog und die Huldigung vieler Landleute einnahm. Von hier zog er über Sindelfingen gegen Stuttgart, mußte aber den 13. März die Belagerung dieser Stadt eilends aufheben; er fand darauf auch die Thore von Herrenberg, welches die Bundestruppen am 17. März wieder besetzt hatten, verschlossen, und zog, jetzt von seiner Schweizer Hilfe verlassen, bald darauf aus dem Lande.

In dem unmittelbar darauf folgenden Bauernkrieg erhob sich im April d. J. das Landvolk im Gäu, im Ammerthal und im Schönbuch, sammelte sich den 20. d. M. 200 Mann stark in Kayh und zwang die Bewohner der benachbarten Orte zum Zuzug Von Herrenberg abgewiesen zogen die Bauern den 1. Mai nach Altingen, erschienen aber, von den Schwarzwäldern verstärkt, am 8. Mai wieder vor der Stadt, deren Obervogt Harder von Gärtringen mit 200 Knechten darin lag. Die Schwarzwälder setzten es durch, daß man an diesem Tage zu stürmen begann; 2 Stürme wurden abgeschlagen, wobei 200 Bauern umkamen, 17 Häuser (um das Brunnenthor herum) und die Probstei verbrannten; nach 6stündigem Kampfe aber mußte sich die Stadt ergeben und wurde von den Bauern ungeachtet ihrer gemachten Zusage geplündert. Harder selbst hielt sich auf dem Schlosse, bis der Entsatz anrückte. Am 9. Mai erschien Georg Truchseß von Waldburg mit den Bundestruppen, lagerte sich bei Haslach und ließ noch am nämlichen Abend die Stadt beschießen, worauf die Bauern während der Nacht nach Sindelfingen abzogen und am 12. Mai die Entscheidungsschlacht bei Böblingen verloren. Herrenberg, weil es sich dem Herzog Ulrich so leicht ergeben, auch den Bauern nicht genug Gegenwehr gethan, wurde von dem Bund mit schwerer Strafe belegt und aller städtischen Rechte und Ehren entsetzt; auch mußte es schwören, den Herzog nicht mehr als Fürsten anzunehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)