Seite:OAHerrenberg 099.png

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Benennung „alte Straße“ östlich an Kuppingen vorüber nach Ober-Jesingen und lauft dort in die ad 5) beschriebene ein.

8) Von letzterer Straße ging westlich von Herrenberg ein Arm ab und führt unter dem Namen „Sträßle“ nach Affstätt und etwa 1/4 Stunde östlich an Ober-Jesingen vorüber nach Dachtel (Oberamts Calw) u. s. w.

9) Unter den Benennungen „Langerweg, Langweg und Brandsteig“ führt eine römische Straße von Mötzingen nach Öschelbronn, Nebringen, südlich an Gültstein vorüber, zwischen Mönchberg und dem ehemaligen Benzingen durch, die alte Steige hinauf auf die Höhe des Schönbuchs, auf der sie unfern der Burg Müneck vorüber fortsetzt und endlich in das Thal des Goldersbachs eingeht, wo sie bald Bebenhausen (Oberamts Tübingen) erreicht.

Weitere alte Straßen, deren erste Anlage nicht entschieden den Römern zugeschrieben werden kann, sind

a) der Rodensweg von Bondorf nach Mötzingen, und

b) eine alte Straße (gegenwärtig theilweise Vicinalstraße), welche von Reusten zwischen Entringen und Breitenholz durch, auf die Höhe des Schönbuchs führt, wo sie in die ad 9) beschriebene einlauft.

c) Die Landstraße von Herrenberg nach Nagold u. s. w.

An diesen, den Bezirk nach allen Richtungen durchkreuzenden Römerstraßen, oder doch in geringer Entfernung von denselben, lagen römische Wohnplätze, die nach den aufgefundenen Überresten gerade nicht besonders ausgedehnt waren, übrigens dennoch von dem regen Treiben und der Belebtheit in unserem Bezirk zur Zeit der Römer Kunde geben. Die bis jetzt, namentlich in jüngster Zeit entdeckten, ehemaligen Römerorte sind folgende:

1) Etwa 1/4 Stunde südlich von Herrenberg auf der Stelle des abgegangenen Ortes Mühlhausen entdeckte man im Jahre 1835 auf einem dem verstorbenen Stiftungspfleger Berg gehörigen Güterstück Grundreste römischer Gebäude mit zerstörten Hypocausten und Fußböden, welche theils aus Estrich bestanden, theils mit schön gemodelten Plättchen belegt waren, einige römische Silbermünzen, Bruchstücke verschiedener römischer Anticaglien u. s. w.

2) Auf den Schloßäckern, 1/8 Stunde nordöstlich von Affstätt, stößt man auf namhafte Grundmauern römischer Gebäude, viele römische Ziegel, Heizröhren (tubuli), Gefäßfragmente u. s. w.; ein daselbst ausgegrabenes Bruchstück einer runden römischen Säule von grobkörnigem Keupersandstein dient gegenwärtig als Angelpfosten eines Scheunenthors[1].


  1. Die bedeutendsten Spuren dieses ehemaligen römischen Wohnplatzes werden auf dem Acker des Gemeinderaths Eberhard Ludwig Kopp von Affstätt gefunden.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_099.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)