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Besonders Herzog Friedrich war ein großer Gönner des unglaublich thätigen Künstlers; er nahm ihn zum Begleiter im Jahr 1599 auf seine italienische Reise, deren Beschreibung Schickard im Druck herausgab, betraute ihn sowohl in Württemberg als auch in Mömpelgard mit der Ausführung vieler Bauwerke, in Stuttgart namentlich des durch seine Schönheit ausgezeichneten (1757 innen ausgebrannten, 1779 ganz abgebrochenen) sog. neuen Baues. Auch bei dem Bau von Freudenstadt war er sehr thätig. Er starb zu Herrenberg, ein Opfer der wilden Zeit nach der Nördlinger Schlacht, an einer von einem Soldaten ihm beigebrachten Stichwunde am 31. Dez. 1634 (Eberh. v. Gemmingen, Heinr. Schickards Lebensbeschreibung. Tübingen 1821. 8).

Joh. Valentin Andreä, geb. den 17. August 1586, Sohn des hiesigen Spezialsuperintendenten, ein Mann von vielseitigster Bildung, reichster dichterischer Anlage, ausgezeichnetster Schriftstellergabe, tiefster Religiosität, brennendstem Eifer für das wahre Christenthum, ausgebreitetsten Verbindungen (z. B. mit dem Herzog August von Braunschweig), überhaupt eine wahre Zierde seiner Zeit. Nach mehrjährigen Reisen durch Frankreich und Italien wurde er 1614 Diacon in Vaihingen a. d. E., 1620 Spezial in Calw. Bei Zerstörung dieser Stadt im Jahr 1634 verlor er seine Bücher- und Kunstsammlung und fast alle seine Habe. Im Jahr 1639 wurde er Hofprediger und Consistorialrath in Stuttgart, 1650 Abt in Bebenhausen, 1654 Abt in Adelberg, als welcher er am 27. Juni 1654 verschied. Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen z. B. Hercules christianus, Turbo, Menippus, Mythologia christiana: auch verfaßte er eine Selbstbiographie (Vita ab ipso conscripta. Ex autographo ed. Rheinwald. Berol. 1849. 8). Eine besonders große Bewegung brachten hervor seine Schriften über den Rosenkreuzerorden, in welchen er dem Aberglauben seiner Zeit, insbesondere der alchemistischen und theosophischen Schwärmerei durch Spott entgegen zu wirken suchte.

Wilhelm Schickard, geb. den 22. April 1592, Sohn eines Schreiners und Werkmeisters, obigen Heinrichs Neffe, ein sehr ausgezeichneter Orientalist, Verfasser des häufig aufgelegten Horologium hebraeum, gestorben als Professor der hebräischen Sprache zu Tübingen den 24. October 1635 an der Pest. (Schnurrer Nachrichten von Lehrern der hebr. Literatur in Tübingen 160–226.)

Außer diesen kamen noch manche tüchtige Männer hier zur Welt; theils in einem Lehrfach, theils auf der Kanzel thaten sich hervor: Andreas Veringer, geb. 1553, gest. den 15. Nov. 1609 als Consistorialrath und Abt in Alpirsbach. Johann

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)