Seite:OAHerrenberg 146.png

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sanft ansteigenden Ackergeländen begrenzt, so daß der Ort, obgleich er theils in der Thalebene, theils an einem Gehänge derselben gebaut ist, dennoch eine beinahe ebene, ganz freie, freundliche Lage hat, die der Gesundheit gerade nicht nachtheilig sein soll; ungeachtet sich nicht selten ungünstige Nebel und Frühlingsfröste einstellen, die auf die Vegetation, namentlich auf die Obstzucht, schädlich wirken, daher auch feinere Gewächse nicht häufig gepflegt werden. Hagelschlag kommt selten vor.

Am nördlichen Ortsende steht die in einfachem, germanischem Styl massiv erbaute Kirche, an deren Ostseite sich der viereckige, aus drei Stockwerken bestehende Thurm, den ein hohes Zeltdach deckt, erhebt. Das unterste Stockwerk desselben versieht die Stelle des Chors, der um drei Stufen höher liegt als das Langhaus und mit einem schönen Kreuzgewölbe gedeckt ist. Im zweiten Stockwerke, zu dem der ursprüngliche, 30′ über der Erdfläche angebrachte Eingang führt, befinden sich in den auffallend dicken Mauern auf drei Seiten Nischen mit je einer Schußscharte, die genügend nachweisen, daß der Thurm ursprünglich auch zur Vertheidigung diente. Im dritten, erst später aus Holz erbauten Stockwerke, hängen drei Glocken, von denen die größte 1466 und die kleinste 1519 gegossen wurde; die mittlere hat weder Schrift noch Zeichen, ist aber, nach ihrer seltsamen, ganz länglichten Form zu schließen, sehr alt[1]. Das Innere der Kirche ist durch Emporen verbaut und enthält außer einem in neuerer Zeit gemalten Altarblatt nichts bemerkenswerthes. Die Baulast der dem heiligen Magnus geweihten Kirche hat die Stiftungspflege.

An der südöstlichen Ecke der Kirchhofmauer, welche den ehemaligen, um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz umgibt, steht ein Gebäude, dessen alter steinerner Unterstock mit einem spitzbogigen Eingang versehen ist, über dem ein Klosterwappen (vermuthlich Bebenhausen) sich befindet; der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1826 außerhalb (südlich) des Orts angelegt.

Das katholische Pfarrhaus, welches die K. Hofkammer zu unterhalten hat, wurde im Jahr 1834 in einem freundlichen Styl an der Südseite des Dorfs ganz massiv erbaut und bildet mit seinem Öconomiegebäude und dem anstoßenden ansehnlichen Garten einen äußerst angenehmen Pfarrsitz, von dem man eine anziehende Aussicht an die Alp und an die Schönbuchsterrasse genießt.


  1. Vielleicht ist letztere die Glocke, von welcher Konrad von Wurmlingen in seiner Sindelfinger Chronik z. J. 1284 sagt: unam (campanam) S. Nicolao in Altingen congregavi.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)