Seite:OAHerrenberg 157.png

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Waldungen, 150 Morgen Grundeigenthum besitzt, befindet sich die Mehrzahl im Mittelstande, obgleich auch ziemlich viel Unbemittelte und einige Bettler dieser sonst wohlhäbigen Gemeinde angehören, in der mit der Zunahme der Bevölkerung eine Abnahme in den Vermögens-Verhältnissen der Einzelnen ebenfalls bemerkbar ist.

Die weit ausgedehnte, schön arrondirte Feldmarkung, die größte und zugleich eine der fruchtbarsten des Bezirks, grenzt nördlich an die Markungen Öschelbronn und Thailfingen, östlich an die (im O.A.Bezirk Rottenburg gelegenen) Markungen Hailfingen und Seebronn, südlich an Wolfenhausen und Ergenzingen (beide O.A. Rottenburg) und westlich an Baisingen, (O.A. Horb) und Mötzingen. Sie bildet mit Ausnahme einiger nicht tief eingefurchten Thälchen (das Haldengraben-, das Hüttstall-, das Brühlgraben- und das Steiner-Thal), eine flachwellige Ebene und hat im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren, leicht zu bebauenden Boden, der größtentheils aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, dessen Unterlage die Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe, an den Thalrändern aber der Hauptmuschelkalk und der Muschelkalkdolomit bilden. An einzelnen Stellen treten diese Unterlagen der Oberfläche so nahe, daß sie einigen Einfluß auf den zu bebauenden Boden ausüben und denselben etwas unergiebiger machen. Die ergiebigsten Felder sind: Hailfinger-Weg, Holderäcker, Weingartsteig, Steppach, Rottenburger-Weg, Donnerbuß, Bühläcker, Ostersteig, Schlauch, hinter des Schwendersgarten, Höcklesäcker, beim Holderbusch, im Reutersteig, Langweg, Hirschländer etc. Neben jenen günstigen Bodenverhältnissen ist auch das Klima gut und ziemlich mild, so daß nicht nur alle gewöhnlichen Feldfrüchte, sondern auch feineres Obst, Gurken, Bohnen etc. gerne gedeihen; sogar die Rebe fand früher ihre Stelle und wurde in dem sogenannten Weingartsteig östlich vom Ort gepflegt. Frühlingsfröste schaden zuweilen den früheren Obstsorten, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten; die Ernte tritt um 8 Tage früher als in den dem Schwarzwald näher gelegenen Orten Mötzingen, Ober- und Unter-Jettingen, dagegen um einige Tage später ein, als im unteren Ammerthal (Pfäffingen, Unter-Jesingen etc.)

Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen hat sich die Landwirthschaft sehr gehoben und landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des flander’schen Pflugs, der Walze, des einfachen Jochs, der Einrichtung von guten Düngerstätten mit besonderer Rücksichtnahme auf die Gewinnung der Jauche etc., haben ziemlich allgemeinen Eingang gefunden. Zur Besserung des

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)