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Thürmchen mit Glocke sitzt, bietet seine Langseite gegen die von Bondorf nach Nagold an dem Hof vorbei führende Vicinalstraße; zu beiden Seiten desselben stehen gleich construirte, großartige Öconomiegebäude, welche unter rechten Winkeln von dem Wohnhause abstehen und mit diesem durch einen an der Nordseite hinziehenden Stakettenzaun einen viereckigen, wohlgehaltenen Hofraum schließen. An die Gebäude stoßt ein schön angelegter Garten. Ein Pumpbrunnen liefert das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser. Zu dem Hof gehört ein 314 Morgen großes Gut, das mit Ausnahme von 19 Morgen zusammenhängend ist und von dem gegenwärtigen Pächter Dan. Friedr. Hartmann in 10 Schlägen rationell bewirthschaftet wird.

Die klimatischen – wie die Bodenverhältnisse sind die gleich günstigen wie auf dem größeren Theil der übrigen Markung Bondorf, daher auch der Ertrag und die Anpflanzung, einen bedeutenderen Repsbau ausgenommen, wenig Verschiedenheit zeigen.

Auf dem Gut werden gegenwärtig 4 Pferde, 65 Stück Rindvieh (Landrace mit Simmenthaler Kreuzung) und 160 Stück Bastardschafe gehalten. Die Bienenzucht wird mit Umsicht und in ziemlicher Ausdehnung betrieben.

Der Hof gehörte früher dem Hospital Herrenberg, welcher ihn unter dem Namen „Reutter Hof“ im Jahr 1746 erkauft hatte.

d) Wurmfeld, etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort liegt an der Vicinalstraße nach Seebronn, der aus zwei stattlichen Bauernhäusern und mehreren Öconomiegebäuden bestehende Hof, welcher mit Einschluß des Hofraums und einiger Gärten mit einer Mauer umgeben ist. Früher gehörte zu demselben ein geschlossenes adeliges Gut, das gegenwärtig an einige Besitzer des Hofs und an Bürger von Bondorf vertheilt ist.

An Trinkwasser, das übrigens etwas sparsam vorhanden ist, entsteht nie eigentlicher Mangel; ein kleiner Weiher befindet sich innerhalb des Hofs. Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind die gleichen wie bei Bondorf (siehe hierüber die Ortsbeschreibung von Bondorf).

Der Ortsname mag aus Baumdorf entstanden sein. Seine erstmalige Nennung, als Bondorf, fällt in’s zwölfte Jahrhundert (Cod. Reichenbach 20a.). Bondorf war ohne Zweifel ursprünglich pfalzgräflich-tübingisch und gelangte wohl gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts, vielleicht durch Heirath, an die Grafen von Hohenberg, doch so, daß die Pfalzgrafen von Tübingen noch eine Zeit lang Novalzehnten und Gülten allhier besaßen, wie auch Leibeigene,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)