Seite:OAHerrenberg 164.png

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Gegend und ist namentlich dem Wein- und Obstbau sehr zuträglich. Letzterer wird daher auch in großer Ausdehnung getrieben und bildet eine Haupterwerbsquelle der Einwohner.

Am südöstlichen Ende des mit gepflasterten Straßen durchzogenen, meist eben gelegenen Dorfes steht die einfache Pfarrkirche welche nach einer über dem spitzbogigen Eingang angebrachten Jahrszahl 1577 erbaut – in den Jahren 1602 und 1740 aber verändert und namhaft vergrößert wurde, so daß ihre ursprüngliche Bauweise durch Neuerungen beinahe gänzlich verdrängt ist. Von hohem Alter scheint der viereckige, aus drei Stockwerken bestehende, massive Thurm zu sein, der im zweiten Stock in seinen dicken Mauern Nischen mit Schußscharten hat, die ihn zu einem ehemaligen Vertheidigungsthurm stempeln. Von den drei auf demselben hängenden Glocken ist eine sehr alt und trägt die vier Evangelistennamen als Umschrift. Im Innern der Kirche sind an den Wänden des Chors und theilweise des Langhauses die zwölf Apostel, die Geburt Christi etc. kunstlos angemalt. Die Kirche mit dem zunächst derselben gelegenen Begräbnißplatz gehört der Stiftungspflege, wird aber, weil diese unbemittelt ist, von der Gemeindekasse im Bau erhalten.

Das angenehm gelegene und gut erhaltene Pfarrhaus, von dem man eine sehr anziehende Aussicht genießt, wurde im Jahr 1819 von dem damaligen Unterförster Dürr erbaut und 1824 für 3100 fl. durch die Gemeinde gekauft, der auch die Unterhaltung desselben obliegt.

Das in der Nähe der Kirche stehende Schulhaus wurde im Jahr 1820 mit einem Gemeindeaufwand von 2100 fl. erbaut und befindet sich in gutem Zustande; der Lehrer und der Lehrgehilfe wohnen in einem besonderen Hause, welches die Gemeinde im Jahr 1848 um 1125 fl. ankaufte. Eine Industrieschule besteht seit 1851.

Das ziemlich gut erhaltene Rathhaus wurde im Jahr 1563 erbaut; auch befindet sich ein Gemeindebackhaus im Ort.

Nach dem Landbuch von 1623 hatte der Ort früher drei Keltern, zwei herrschaftliche und eine dem Spital Herrenberg gehörige; von diesen besteht nur noch eine, die bisher Eigenthum des Staats, in Folge der Ablösung der Gemeinde zugefallen ist.

Der Ort hat außer einigen Pump- und Schöpfbrunnen auch zwei laufende Brunnen, die gutes Wasser liefern, jedoch in sehr trockenen Jahrgängen versiegen, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihren Wasserbedarf außerhalb des Orts am Ursprung des Rohrbachs, Grundlos genannt, zu holen. Jenes Brunnenwasser

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)