Seite:OAHerrenberg 175.png

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Die ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Mostsorten, Luiken, Fleiner, Knausbirnen, Reichenäckerin, Bogenäckerin etc.; vom Frühobst werden ziemlich viel Schnabelbirnen, Muskateller, etwas Gaishirtlen etc. gezogen. Überdies pflanzt man viele Kirschen und Zwetschgen und treibt namentlich mit ersteren einen namhaften Handel, der in günstigen Jahren schon einen Erlös von 5–6000 fl. einbrachte; auch von dem übrigen Obst wird vieles nach Außen abgesetzt. In neuerer Zeit hat die Gemeinde Allmandplätze (Schafweide) mit Obstbäumen auspflanzen lassen, die übrigens in den höheren Lagen nicht das beste Fortkommen zeigen.

Der Rindviehstand, aus einer rothen, auch schäckigen, kräftigen Landrace bestehend, ist bedeutend und gut; drei Landfarren werden von einem Bürger gegen eine von der Gemeindekasse gereichte Entschädigung von jährlich 90 fl. nebst Nutznießung von drei Morgen Wiesen gehalten. Auf benachbarten Märkten wird einiger Handel mit Vieh getrieben und Butter kommt viel nach Tübingen zum Verkauf.

Die Schafzucht wird von einem Pacht-Schäfer, der etwa 300 Bastarde auf der Markung hält, betrieben.

Die Zucht der Schweine ist unbedeutend, die der Bienen mittelmäßig, dagegen wird ziemlich viel Geflügel gehalten und mit denselben, wie auch mit Eiern einiger Handel nach Tübingen und Rottenburg getrieben.

Außer der durch den Ort führenden, frequenten Herrenberg–Tübinger Landstraße dienen dem Verkehr noch Vicinalstraßen nach Reusten und Breitenholz.

Der Ort hat das Recht, zwei Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, die jedoch nur wenig besucht werden. Die Gemeinde besitzt neben einem Kapitalvermögen von 6000 fl., 178 Morgen Waldungen, welche sie für ihre Schönbuchsgerechtigkeit im Jahr 1820 von dem Staat erhielt; sie sind meist mit Laubhölzern (Eichen, Buchen) bestockt und werden theils als Mittelwaldungen im 40jährigen – theils als Hochwaldungen im 80jährigen Umtriebe bewirthschaftet. Der jährliche Ertrag, in 30 Klaftern und 6000 Stück Wellen bestehend, wurde bisher als Gabholz an die Bürgerschaft vertheilt, wobei ein Bürger entweder 1/4 Klafter Holz oder 25 Stück Wellen erhielt. Überdies sind noch Privatwaldungen vorhanden. Der Schäfereipacht, aus der Brach- und Stoppelweide nebst 65 Morgen eigener Weide bestehend, trägt der Gemeindekasse mit Einschluß der Pferchnutzung jährlich 600 bis 750 fl. ein. Die Gemeindeschadens-Umlage ist bedeutend und beträgt jährlich über 2000 fl. (Vergl. Tabelle III.) Zu Erhöhung des

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)