Seite:OAHerrenberg 186.png

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Das dem Freiherrn Hiller von Gärtringen als Bestandtheil seines Ritterguts gehörige, ansehnliche Schloß ist im Jahre 1728 in einem einfachen Styl erbaut worden[1]; hinter demselben liegen einige zugehörige Neben- und Öconomiegebäude und gegenüber zwischen dem Pfarr- und dem Schulhause befindet sich der ummauerte Schloßgarten. Auch ist eine hofkammerliche Zehentscheuer neuerlich in den Besitz des Freiherrn Hiller übergegangen. Außerdem gehören zu diesem adeligen Besitz 120 bis 130 auf der Markung zerstreut liegende, gegenwärtig durch einen Pächter bewirthschaftete Feldgüter und gegen 250 Morgen Waldungen.

Am westlichen Ende des Orts befindet sich ein laufender Brunnen, der gutes Wasser liefert, übrigens in trockenen Sommern sehr nachläßt; außer diesem sind noch 20 Zieh- und Pumpbrunnen vorhanden, so daß nur in außergewöhnlich heißen Sommern Mangel an Wasser entsteht und der Bedarf in dem 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen, sog. faulen Brunnen geholt werden muß. Auf der Markung liegen überdies noch der Rösebrunnen, das tiefe Brünnle, welches nicht immer fließt, der Hartheimer Brunnen, der Kuppinger Brunnen, der in heißen Sommern versiegende Riedbrunnen und ein Brunnen im Holdergrund, der ebenfalls nicht das ganze Jahr hindurch Wasser gibt. Der erst erwähnte laufende Ortsbrunnen, bei dem früher ein Bad war[2], ist im Jahr 1559 errichtet worden. Auch wurden im Jahre 1558 daselbst zwei Linden gepflanzt, von denen eine zur Zierde des Orts noch steht; desgleichen ist von drei gleichzeitig in dem sog. Lamthal gepflanzten Linden eine noch vorhanden.

Mehrere Erdfälle befinden sich südwestlich vom Ort auf der Flur Wislingen und einer nördlich vom Heiligenwäldle.

Die kräftigen, gut gewachsenen Einwohner sind mit wenigen Ausnahmen fleißig, sparsam und zum Theil wohlhäbig, der Mehrzahl nach aber in mittelmäßigen öconomischen Verhältnissen. Ihre Haupterwerbsquellen sind Ackerbau und Viehzucht. Abgesehen von dem Besitzthum des Freiherrn Hiller (s. oben) beträgt der größte Güterbesitz 40–50 Morgen.


  1. Über dem Eingang des Schlosses sind die Wappen der Familien v. Hiller und v. Preysing angebracht.
  2. Im Jahre 1562 wurde von der Gemeinde die Badstube an Ludwig Renninger von Renningen für 170 Pfd. mit der Bestimmung verkauft, daß die Badstube allen oneribus unterworfen sein solle, dagegen hat die Commun versprochen, dem Bad jährlich 25–26 Klafter Holz zu liefern. Im Jahr 1601 ist die Badstube an Michael Stöckle um 290 fl. verkauft worden (s. Ortschronik S. 19–20).
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)