Seite:OAHerrenberg 198.png

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Einwohner ohne besondere Aufnahme von dem einen Orte in den andern ziehen konnten, auch die Heilige- oder Stiftungspflege war gemeinschaftlich.

Die Besetzung der Pfarrei steht der Krone zu; der erste evang. Pfarrer war Joh. Rebstock von 1553–1560 (s. Binder, Kirchen- und Lehrämter I, 487).

Theile der Gemeinde Gültstein sind folgende auf der Markung an der Ammer gelegene drei Mühlen:

Die Koch-Mühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang liegt 1/8 Stunde westlich vom Ort.

Die nahe am Ort gelegene ansehnliche Gültsteiner Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang; beide Mühlen sind oberschlächtig.

Die Gips-Mühle nebst Reib-, Loh-, Öhl-, und Sägmühle, in deren Nähe auch eine Tuchscheererei steht, liegt 1/4 Stunde südöstlich vom Dorf entfernt.

Südlich am Ort im Ammerthal stand eine der Burgen[1] der Herren von Gültstein, von der die Stelle noch die Benennung „Burgstall“ trägt. Nordöstlich vom Ort wird eine Flur „im Thurm“ genannt.

Im Dorf selbst, unter dem Gasthof zur Krone, wurden beim Graben des Kellers gegen 20 menschliche Skelette ausgegraben, bei denen man einzelne alte Waffen fand.

Über Spuren aus der römischen Periode, welche sich in der Umgegend des Orts noch vorfinden, s. den allg. Theil.

Ursprünglich hieß der Ort, dessen Name von dem altdeutschen Namen Gisilo abzuleiten ist, Giselstete, Giselsteden, Gilistan, Gilesten, Gilstein, Chilesten (letzteres in der Urkunde Pabst Urbans II. von 1095, Wirt. Urk.-Buch 1, 305) und würde richtiger Gilstein, als Gültstein geschrieben; es lag an der alten Reichsstraße[2]. Seine erste, freilich nur in einem Urkundenauszug erhaltene Nennung fällt in’s Jahr 769, in welchem das Kloster Lorch an der Bergstraße hier Güter erhielt (in pago Alemannorum in Giselsteter marca. Cod. Laur. Nr. 3289; vergl. auch in villa Giselsteden Jahr 784 ib. Nr. 3617, in pago Naglachgowe in villa Giselstete im Jahr 870, Cod. Laur. Nr. 3535; in pago


  1. Es wird ausdrücklich eine „obere Burg“ von dem „Burgstall“ unterschieden. Schmid 472.
  2. Bei Gültstein ager qui adjacet regie vie. 12 Jahrh. Cod. Hirsaug. 58b. (bei Gültstein) vf des kvncges strazze. 1302 Febr. 24 Schmid Urk. 90. Heerstraus bei G. Schmid 472 Anm.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)