Seite:OAHerrenberg 212.png

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worunter eine Stiftung begriffen ist, deren jährliche Zinse mit 36 fl. zu Brod für Arme verwendet werden. Zu Schulbücher, Papier etc. ist ein Kapital vorhanden, das jährlich etwa 40 fl. abwirft.

Von den abgelösten Grundgefällen hatte der Staat den großen Zehenten zu beziehen, der kleine Zehente gehörte dem Pfarrer und zu einem kleinen Theil der Meßnerei.

Das Nominations- und Confirmationsrecht zur Pfarrei hat die Krone.

Bei dem Stellehäusle an der Straße nach Herrenberg, von wo aus die Aussicht an die Alp (Teck, Messelberg, Stuiffen, Rechberg, Stauffen etc.) reicht, konnte man früher kaum die Firste der Gebäude des Schaichhofs sehen, gegenwärtig aber ist über die Hälfte der Dächer sichtbar; ebenso sah man vom Dorfe Hildrizhausen aus nur einen ganz kleinen Theil von Mauren, gegenwärtig aber erblickt man einen großen Theil des Schlosses etc.

Etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Dorf erhebt sich der Kirnberg, auf dem man eine freundliche Aussicht über die Böblinger Waldungen und die Orte Altdorf, Hildrizhausen, Holzgerlingen und Mauren genießt. Im Rücken dieses Punktes, ungefähr 1/4 Stunde südwestlich befindet sich der Eselstritt, eine Stelle, wo sich natürliche Vertiefungen in dem anstehenden Liassandstein zeigen, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit Eselstritten zu der Volkssage Veranlassung gegeben haben mögen, daß über diese Stelle Christus auf einem Esel geritten sei. In neuerer Zeit hat zur Bezeichnung der Stelle der nun verstorbene Oberförster Vogelmann von Bebenhausen auf dem Eselstritt eine Sandsteinplatte mit einer eingemeiselten Eselsfährte setzen lassen.

Über den Eselstritt führte die von Ehningen und Hildrizhausen herkommende Römerstraße (Rheinstraße) und eine weitere römische Straße zog von Altdorf südlich an Hildrizhausen vorüber nach Herrenberg (s. hierüber den allg. Theil).

Eine St. Johanniskapelle stand am Fußweg nach Rohrau, dabei war ein Garten und ein Häuschen; letzteres wurde in das Dorf versetzt und zu einem Armenhaus gemacht. (Heß.)

Der Ortsname Hildratshusin (bei 0tto de S. Blasio Chron. c. 18), Hilterathusen (1255 Nov. 16. Sindelfinger Urk. bei Haug zu Chron. Sindelf. 29), Hiltrateshusen (1263, Mone Zeitschr. 3, 206) ist abzuleiten von dem altdeutschen Namen Hilderat. Der Ort wird auch öfters blos Hausen (häufig mit dem Beisatz im Schönbuch) genannt.

Seine erstmalige Nennung fällt in’s Jahr 1165, als Welf VII.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)