Seite:OAHerrenberg 214.png

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Das Kloster Bebenhausen brachte sich im Jahre 1296 durch Abtretung der Pfalzgrafen Eberhard und Rudolf in den Besitz eines Theils, im Jahr 1304 durch Entäußerung des letztern Pfalzgrafen in den Besitz des ganzen Dorfes (Schmid 253. Urk. 77), doch fand später wieder eine Rücklösung an das pfalzgräfliche Haus statt. Einzelne Leibeigene erkaufte es noch im Jahre 1339 von den Gebrüdern Graf Gotfried von Tübingen (Wilhelms Sohn) und Graf Heinrich, genannt Wilhelm (Schmid Urk. 138).

Auch das Kloster Blaubeuren hatte hier einen Hof, überließ jedoch solchen am 25. Aug. 1434 an die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg für das ihm nachgelassene Hundsmahl und andere Forstrechte auf seinen Hof Heimbach (s. Unter-Jesingen). Ferner erhielt das Kloster Pfullingen im Jahre 1280 hier einige Einkünfte geschenkt.

Im Herbst 1542 starben hier 35 Personen an der Pest; in den Jahren 1546 und 1547 litt das Dorf viel durch spanische Soldaten, welche hier lagen.


Kayh,
Gemeinde III. Klasse mit 676 evang. Einwohnern. – Evang. Pfarrei, mit den Filialien Mönchberg und dem evang. Theil von Altingen.

Am Fuß des Grafenbergs[1], der einen Vorsprung der Schönbuchsterrasse bildet, liegt eine Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt, das in die Länge gebaute, meist aus kleinen Gebäuden bestehende Pfarrdorf, dessen reinlich gehaltene Ortsstraßen durchaus gekandelte sind. Die Lage des Orts ist eine sanft geneigte und gegen die Nord- und Ostwinde durch die Schönbuchsterrasse geschützte, daher auch im Frühjahr die Vegetation früher ist als in den Gäuorten, das Obst aber durch die nicht selten sich einstellenden Frühlingsfröste öfters leidet. Hagelschlag ist selten, und nur wenn Gewitter von Osten her über den Schönbuch ziehen, richten dieselben in der Regel Schaden an.

An dem südlichen Ende des Orts steht die ansehnliche Pfarrkirche mit ihrem stark ummauerten, ehemals festen Begräbnißplatz, der nun, nachdem im Jahre 1832 ein neuer außerhalb des Orts angelegt wurde, als Baumschule benützt wird.

Sie wurde an der Stelle der früheren Kapelle im Jahr 1487 im germanischen Styl erbaut, der übrigens im Laufe der Zeit durch vorgenommene Veränderungen theilweise zerstört worden ist; jedoch hat sich der mit einem halben Achteck schließende Chor mit seinen


  1. Die Aussicht von dem Grafenberg gehört zu den reizendsten des Landes.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)