Seite:OAHerrenberg 219.png

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Gipsmühlen, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen, auch wird als Nebengewerbe Handspinnerei für den Hausbedarf betrieben. Im Ort befinden sich ein Krämer und drei Schildwirthschaften.

Bei geringem Kapitalvermögen und einiger Schuldenlast der Gemeindepflege sind jährlich etwa 800 fl. Gemeindeschaden umzulegen (s. Tab. III). Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt etwa 5000 fl., worunter 700 fl. 30 kr. begriffen sind, deren jährliche Zinsen theils an Ortsarme ausgetheilt, theils zu Schulbüchern und Schulgeldern für unbemittelte Kinder verwendet werden.

Nördlich vom Ort am Saume des Waldes ist ein Stubensandsteinbruch angelegt, der theils der Gemeinde, theils Privaten gehört.

Bis zur Ablösung der Grundlasten bezog die K. Hofdomänenkammer den großen Zehenten; den kleinen Zehenten hatte die Pfarrei Altingen.

In kirchlicher Beziehung war Kayh ursprünglich Filial von Altingen und besaß nur eine eigene, der hl. Maria geweihte Kapelle und an derselben einen Kaplan, die Verstorbenen aber mußten bis 1434 nach Altingen beerdigt werden. Erst im Jahre 1487 wurde die Kaplanei zu einer Pfarrkirche erhoben und mit einem hohen Altar versehen, so daß sowohl ein besonderer Leutpriester, als auch ein Kaplan bestellt wurde. Nach Einführung der Reformation wurden die evangelischen Einwohner von dem paritätischen Ort Altingen Filialisten von Kayh. Der erste evangel. Pfarrer war Conrad Schreyvogel von 15..–1557. Die Besetzung der Pfarrei steht der Krone zu (vor der Reformation dem Kloster Bebenhausen).

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort wird unfern der Landstraße eine Flur „auf dem Schloß“ genannt.

Der Ort, alt geschrieben Gahai (im 12. Jahrhundert), Gihai (1289), Gehei, kommt im 12. Jahrhundert vor; sein Name ist ursprünglich ein Appellativ, welches gehegtes Holz, gehegte Wiese bedeutet.

Er gehörte ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen, aus Verbindungen, mit welchen wohl auch der anderweitige Mitbesitz herrührt.

An Württemberg gelangte am 10. Febr. 1382 mit Herrenberg der Ort mit seinen Einkünften (Schmid 503).

Hiesige Weinberge veräußerte Pfalzgraf Rudolf II. um 1292 zeitweise an den Schultheißen Heinrich von Rottenburg, dauernd im Jahre 1298 an das Kloster Bebenhausen (Schmid 267), andrerseits erkauften die Pfalzgrafen Rudolf III. und Konrad I. hiesige Leibeigene

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)