Seite:OAHerrenberg 223.png

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Nach der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Cerealien und von diesen besonders Dinkel, Hafer und Gerste gebaut; Ackerbohnen zieht man theils in der Brache, theils gemischt mit dem Hafer, Erbsen, Linsen, Wicken etc. werden im Haferfeld gebaut. Die zu 1/4 benützte Brache wird mit Futterkräutern, Angersen, Kraut (Spitzkohl), Hanf für den eigenen Bedarf, wenig Flachs, Kohlraben und ziemlich viel Reps angeblümt. Früher war der Repsbau noch bedeutender und gewährte öfters einen jährlichen Ertrag von 800 Scheffel; gegenwärtig werden nur noch 100 bis 150 Scheffel jährlich verkauft. Auf einen Morgen rechnet man Aussaat 6–8 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 11/2–2 Simri Gerste, 4 Simri Weizen, 4 Simri Roggen und 5 Simri Einkorn; der durchschnittliche Ertrag beträgt per Morgen 8–10 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer (wegen der mit demselben gebauten Ackerbohnen ist der Ertrag geringer), 6 Scheffel Gerste, 3–4 Scheffel Weizen (gedeiht nicht besonders gern), 6 Scheffel Einkorn und 3–4 Scheffel Roggen. Die höchsten Preise der Äcker sind 500 fl., die mittleren 200–250 fl. und die geringsten 80–100 fl.; Dinkel, Hafer und Gerste wird sehr viel nach Außen verkauft.

Der eigentliche Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt; dagegen sind ziemlich viele Wechselwiesen, hier Ackerwiesen genannt, die nach 10–20 Jahren wieder zu Äckern umgewandelt werden, vorhanden. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von welchen etwa 20 Morgen bewässert werden, geben sehr gutes Futter und ertragen im Durchschnitt per Morgen 25–30, ausnahmsweise bis 40 Cent. Heu und 12–15 Cent. Öhmd. Die Preise bewegen sich von 100–600 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist beträchtlich, das Obst, namentlich Mostsorten und unter diesen besonders Luiken und Knausbirnen, gedeiht gerne; feines Obst ist selten. Die jungen Stämme werden aus verschiedenen Gegenden und häufig als wilde Stämme aus den nahe gelegenen Waldungen bezogen und veredelt. Von Steinobst gedeiht hauptsächlich die häufig angepflanzte Zwetschge. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Die Gemeinde ist im Besitz von 844 Morgen Waldungen, welche zum größten Theil mit Laubhölzern, Eichen, Buchen, Birken, Salweiden, Aspen, Haseln etc. und nur etwa 200 Morgen mit Laub- und Nadelhölzern gemischt, bestockt sind. Das Oberholz besteht meist aus Eichen, weniger aus Buchen. Es werden jährlich 140 Klafter und 8–9000 Stück Wellen geschlagen und an die Bürgerschaft als Gabholz ausgetheilt, so daß jeder Ortsbürger 1/2 Klafter

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)