Seite:OAHerrenberg 235.png

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im Allgemeinen sich gebessert haben. Die Gewerbe sind ganz untergeordnet und von solchen nur drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und zwei Kramläden zu nennen.

Die natürlichen Verhältnisse sind ziemlich günstig; die mittelgroße, gut arrondirte Markung ist größtentheils eben, und nur von einigen Thälchen und Rinnen durchzogen; sie grenzt nördlich an die Markungen Unter-Jettingen und Öschelbronn, östlich an Bondorf, südlich an Baisingen und Vollmaringen, O.A. Horb und westlich an Nagold. Sie hat durchschnittlich einen ergiebigen Boden, der theils aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, theils aus Verwitterung des Muschelkalks oder zuweilen der Oberfläche nahe tretenden Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe besteht. Das Klima ist gesund, übrigens etwas rauher als in Bondorf, namentlich macht sich dieses in dem westlichen Theile der Markung, wo schon der nahe gelegene Schwarzwald einigen Einfluß äußert, geltend; dagegen kommt Hagelschlag selten vor. Die ergiebigsten Güter liegen im langen Weg, in der Hirschgrube, Röthe, Thalacker etc. Der größte Besitz beträgt 95 Morgen Feldgüter.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des deutschen Pflugs und der gewöhnlichen Düngungsmitteln, nebst Gips und Hallerde, gut betrieben; zum Anbau kommen hauptsächlich Dinkel und Hafer, unter letzteren häufig Ackerbohnen, die übrigens auch unvermischt gezogen werden. Der Bau der Gerste ist untergeordnet und noch mehr der des Roggens; dagegen nimmt in neuerer Zeit der Weizenbau zu, während Einkorn immer seltener gebaut wird. In der zu 1/4 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee und ziemlich viel Reps, der jedes Jahr etwa 30–40 Morgen einnimmt; Hanf, Kraut etc. wird in eigenen Ländern gepflanzt. Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 3 Simri Gerste und 21/2 Simri Weizen wird der durchschnittliche Ertrag per Morgen angegeben zu 10 Scheffel Dinkel (auf sehr ergiebigen Gütern 12–14–15 Scheffel), zu 6 Scheffel Hafer, 41/2 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Weizen. Getreide (Dinkel, Hafer) wird in großer Menge meist von Händlern im Ort aufgekauft. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 100 fl.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein vortreffliches Futter und erlaubt einen bedeutenden Viehstand, der einen namhaften Erwerbszweig der Einwohner bildet; die durchgängig zweimähdigen, übrigens nicht wässerbaren Wiesen ertragen per Morgen durchschnittlich

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)