Seite:OAHerrenberg 237.png

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Bis zur Ablösung hatte nebst andern Grundgefällen der Staat den großen, früher dem Stift Herrenberg gehörigen, Zehenten; den kleinen wie den Heuzehenten aber die Pfarrei zu beziehen.

Im Jahre 1802 wurden an der Westseite des Dorfs mehrere alte Gräber, in denen menschliche Skelette und verschiedene Waffenstücke enthalten waren, aufgedeckt.

Etwa 1/2 Stunde östlich vom Ort wird eine Flur „Gaisburg“ genannt.

Mötzingen kommt erstmals im Jahre 1100 vor, als Adalbert von Salzstetten (O.A. Horb) das Kloster Hirschau mit der hiesigen Kirche und einem Gute begabte (Cod. Hirsaug. 29b), hierauf um’s Jahr 1130, als Burkhard von Ostelsheim dasselbe Kloster Hirschau mit einer halben Hube auf der Markung des Orts beschenkte (Cod. Hirsaug. 43b). Gleichfalls im 12. Jahrhundert erhielt das Hirschauer Priorat Reichenbach ein hiesiges Zinsgut von Konrad von Ihlingen (Cod. Reichenb. 35a). Im Jahre 1388 kaufte sich das Kloster Reuthin hier an.

Auch dieser Ort mag in ältester Zeit unter Ahnherrn der Tübinger Pfalzgrafen gestanden haben; im dreizehnten Jahrhundert waren bereits die Grafen von Hohenberg auch hier, wie sonst in benachbarten tübingischen Besitz eingerückt.

Die Vogtei über den Ort selbst besaßen in früher Zeit gleichfalls gräflich hohenbergische Dienstmannen, die Böcklin von Böcklinsau; im Jahre 1305 verkaufte Dietrich, genannt Böcklin, Bürger zu Horb, an die Probstei und das Kapitel zu St. Johannes in Constanz den von diesen zu Lehen rührenden Hof nebst Widem für 50 Mark Silbers. Noch mehrere Jahrzehende nachher treffen wir die Familie der Böcklin vom Eutinger Thal als Inhaber der Vogtei und in Verhandlungen wegen hiesigen Besitzes. Bereits im 14. Jahrhundert hatten indeß die Herren von Ehingen an hiesiger Vogtei Antheil und 1455 hatte sie Diepold von Ehingen allein. Im 15. Jahrhundert war sie an Engelbrecht von Rodenstein gekommen, von dessen Kindern Philipp und Agnes (zunächst deren Vormündern, Domdechant Andreas von Oberstein, Hans von Rodenstein etc.) der Bischof Markward von Speier (1560–1581) Schloß und Dorf Mötzingen mit allen Zugehörungen, Gerichtsbarkeit und Herrlichkeit am 6. Juni 1580 für 12.000 fl. erkaufte, wozu das Domkapitel nachträglich den 26. Jul. d. J. seine Genehmigung ertheilte. Aber schon am 13. Febr. 1581 veräußerte der Bischof diese Erwerbung um den Ankaufspreis wieder an den Herzog Ludwig von Württemberg (Remling, Geschichte der Bischöfe zu

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)