Seite:OAHerrenberg 240.png

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Zeit der ersten Veränderung angebend. Der Begräbnißplatz umgab früher mit einer hohen Mauer die Kirche, ist aber seit 1782 außerhalb des Orts verlegt. Die Unterhaltung der Kirche und des Begräbnißplatzes liegt der Stiftungspflege ob.

Das ansehnliche unfern der Kirche stehende Schulhaus wurde im Jahre 1830 mit einem Aufwand von 5200 fl. neu erbaut. Dasselbe enthält zugleich die Wohnung des Schulmeisters, welcher an der Volksschule unterrichtet. Ein Gemeindeback- und Waschhaus ist vor etwa 15 Jahren erbaut worden.

Das schon über 100 Jahre alte Rathhaus ist noch gut erhalten.

Gutes Trinkwasser liefern sieben Pumpbrunnen, die übrigens in ganz trockenen Jahrgängen nachlassen, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser an einem etwa 300 Schritte südlich vom Ort gelegenen, beständig laufenden Brunnen zu holen. Auf den Fall von Feuersnoth sind zwei Wetten angelegt.

Die Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, sind gut gewachsene, kräftige Leute, die sich vermöge ihres Fleißes, ihrer Ordnungsliebe und Religiosität vortheilhaft auszeichnen; ihre Vermögensumstände sind im Allgemeinen sehr befriedigend. Der größte Güterbesitzer hat 137 Morgen Feld.

Die Ortsmarkung, südlich an die Markungen Öschelbronn und Thailfingen, westlich an Öschelbronn und Sindlingen, nördlich an Haslach und östlich an Gültstein und Thailfingen grenzend, ist nicht unbeträchtlich und gehört zu den fruchtbarsten und ergiebigsten des Bezirks; die ziemlich eben gelegenen Feldgüter haben größtentheils einen tiefgründigen Diluviallehmboden, dem die Lettenkohlengruppe zur Unterlage dient; gegen die Markungsgrenzen (nach allen Richtungen) hin, nimmt der Lehm ab und die Unterlage macht sich mit ihren Mergeln, Sandsteinen und Dolomiten geltend, wodurch der Boden in diesen Markungstheilen geringer und unergiebiger wird.

Das milde Klima ist der Vegetation sehr förderlich, so daß feinere Gewächse, wie Bohnen, Gurken etc., noch gerne gedeihen. Wegen des frühen Erwachens der Vegetation schaden übrigens zuweilen Frühlingsfröste, dagegen ist Hagelschlag ziemlich selten, indem er in den letzten 20 Jahren nur viermal, jedoch nicht über die ganze Markung, sich einstellte.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben, obgleich statt des deutschen Wendepflugs der Flander’sche noch wenig Anwendung

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_240.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)