Seite:OAHerrenberg 253.png

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Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe sind von keinem Belang und beschränken sich auf die nöthigsten Handwerker.

Die von mehreren leichten Einteichungen durchzogene Markung, in welche das sogenannte Mäntlesteich etwas tiefer einschneidet, ist sehr ausgedehnt und stößt gegen Norden an die Markungen Ober-Sulz und Kuppingen, gegen Osten an Herrenberg, Haslach und Unter-Jettingen, gegen Süden an Unter-Jettingen und gegen Westen an Nagold, Emmingen und Wildberg im O.A. Nagold.

Der Boden ist sehr verschieden und wechselt von einem ganz unergiebigen bis zu einem sehr fruchtbaren, daher sich auch die Güterpreise bei den Äckern von 12 bis zu 400 fl., zuweilen bis 600 fl., und bei den Wiesen von 160–600 fl. per Morgen bewegen. Im Allgemeinen sind die sogenannten Malmböden ziemlich häufig; gegen Westen gehen dieselben in etwas sterile, kalkhaltige Böden über, die mit einer Menge von Muschelkalkbruchstücken überlagert sind, so daß dieselben auf den Feldern ausgelesen und zusammengehäuft werden müssen. Die besten Güter liegen in den Einteichungen (Vertiefungen), wohin sich im Laufe der Zeit der bessere Boden gelagert hat, während auf den Anhöhen meist geringere, viel Dünger und Regen bedürfende Güter vorkommen.

Die Luft ist rein und gesund, jedoch ziemlich rauh, daher auch Frühlingsfröste häufig dem Obst schaden, das übrigens, besonders wenn die Frühlingswitterung etwas später eintritt, ziemlich gerne gedeiht und einen Ertrag abwirft, der zuweilen noch einigen Absatz nach Außen zuläßt. Feinere Obstsorten kommen nicht fort, es werden daher nur Mostsorten und Zwetschgen in namhafter Ausdehnung gepflegt. Früher wurde auch Weinbau auf der Markung getrieben, von dem noch ein Abhang im Mäntles-Thal der Weinberg genannt wird. Hagelschlag ist nicht häufig, da die Gegend selbst eine Wetterscheide bildet, welche die Gewitter entweder dem Ammerthal oder dem Nagoldthal zuweist.

Der Ackerbau wird im Dreifeldersystem emsig betrieben und dem Boden durch starke Düngung, welche neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln in Jauche, Gips, Hallerde etc. besteht, kräftig nachgeholfen. Zur Bearbeitung des Bodens wird der deutsche Wendepflug beinahe noch allgemein angewendet, jedoch ist die Walze im Gebrauch, und auch bei der Bespannung findet das einfache Joch Eingang. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel und Hafer, Gerste wird ziemlich viel, Roggen fast gar nicht gebaut; Weizen und Einkorn wollen nicht gedeihen, dagegen kommen ziemlich viel Wicken, Erbsen und Linsen zum

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)