Seite:OAHerrenberg 255.png

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Die Gemeinde besitzt neben einem Kapitalvermögen von 4000 fl. und vier zu dem Schuldienst gehörigen Morgen Gemeindegüter gegen 280 Morgen Waldungen, von denen übrigens etwa 100 Morgen auf der Markung Unter-Jettingen liegen; sie sind zur Hälfte mit Nadelhölzern (Rothtannen und Forchen), zur andern Hälfte mit verschiedenen Laubhölzern, denen Eichenoberholz beigesellt ist, bestockt. Die Nadelholzbestände werden im 70jährigen und die Laubhölzer im 12–15jährigen Umtriebe bewirthschaftet; letztere ertragen gegenwärtig im Durchschnitt jährlich 2000–2500 Stück Wellen, von denen jeder Bürger etwa 15 Stück als Gabholz erhält. Auch werden noch, zum Nachtheil der Waldungen, alljährlich über 60.000 Stück Erntewieden an die Bürgerschaft abgegeben.

Die Stiftungspflege besitzt 4000 fl. Kapitalien und 58 Morgen Waldungen; aus den letzteren wird das Schulholz gewonnen und überdieß noch ein Erlös von etwa 100 fl. für Holz jährlich erzielt. Übrigens siehe über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tab. III.

Das Pfarr-Patronat steht der Krone zu. Auch hatte bis zur Ablösung der Staat nicht nur Gülten, sondern auch den großen Zehenten zu beziehen; der kleine Zehente gehörte zu 2/3 der Pfarrei und zu 1/3 dem Staat.

Etwa 1/2 Stunde nordöstlich vom Ort stand auf einer gegen das Agenbacher-Thal vorgeschobenen Bergspitze die Burg Steinberg, von der noch Graben und Wall sichtbar sind; unfern dieser Burg befinden sich im Staatswald Herrenplatte sieben Grabhügel.

An der westlichen Markungsgrenze, welche zugleich die Oberamtsgrenze zwischen den Bezirken Herrenberg und Nagold bildet, läuft eine ehemalige Römerstraße unter der Benennung „Hochsträß“ hin (siehe den allgemeinen Theil). Unfern derselben im Gemeindewald „Lugen“ befinden sich noch die Reste einer alten Schanze, deren östliche Seite 125 Schritte lang ist, während die nördliche 48 und die südliche 52 Schritte beträgt; die beiden letzteren sind theilweise, die vierte (westliche) aber gänzlich zerstört. Von der Stelle genießt man eine ziemlich ausgedehnte Aussicht, und kann namentlich einen großen Theil des Hochsträßes übersehen.

Auf der Markung kommen einige Gewändenamen vor, die auf ehemalige Wohnorte schließen lassen, z. B. zwischen Ober- und Unter-Jettingen „Oberstetten“ und 1/2 Stunde nördlich vom Ort „im Weiler“.

Ober-Jettingen (alt Ütingen), ursprünglich pfalzgräflich-tübingischer Boden, war bald nach der Mitte des dreizehnten

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_255.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)