Seite:OAHerrenberg 260.png

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25–30 Centner Heu; dagegen wegen der meist hitzigen Böden nur 6–8 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 350–800 fl. Der nur noch auf 20–25 Morgen betriebene Weinbau weicht täglich mehr der namhaften, sich immer mehr ausdehnenden Obstzucht und dem Luzernebau; das meist aus Elblingen, Klevner und etwas Butscheeren gewonnene Erzeugniß, durchschnittlich 4–5 Eimer per Morgen, ist auch in günstigen Jahren nur ein mittelmäßiges und wurde in den Jahren 1846 um 40 fl., 1848 um 11 fl. per Eimer verkauft. Der Wein wird zum Theil in den Schwarzwald und in das Gäu abgesetzt. Die Obstzucht, hauptsächlich Mostsorten und Zwetschgen, erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Verkauf nach Außen; die jungen Stämme werden in den Weinbergen nachgezogen.

Da nur einzelne Bürger unzureichende Waldungen besitzen und auch der Waldbesitz der Gemeinde unbedeutend ist, so müssen die Ortseinwohner einen großen Theil ihres Brenn- und Bauholzbedarfs in dem vier Stunden weit entfernten Nagold kaufen.

Der Rindviehstand, meist aus einem kräftigen, rothbraunen Neckarschlag bestehend, ist nicht beträchtlich und wird durch zwei Gemeindefarren, die ein Bürger gegen jährlich 55 fl. und der Nutznießung von 11/2 Morgen Wiesen hält, nachgezüchtet. Vieh kommt auf benachbarten Märkten und an Metzger, Butter und Schmalz nach Rottenburg und Tübingen zum Verkauf.

Schweine werden nicht gezüchtet, und Geflügel nur für den eigenen Bedarf gehalten: die Bienenzucht ist mittelmäßig.

Mittelst Vicinalstraßen nach Poltringen und Reusten ist der Ort mit der Umgegend in Verbindung gesetzt.

Auf der Kuppe des Tannenreins werden geringe Keuperwerksteine und Platten gebrochen; nordwestlich vom Ort gewinnt man Muschelkalkdolomit zu Straßenmaterial und zu Röschenhofen ist eine Lehmgrube angelegt.

Die öconomischen Verhältnisse der Gemeindepflege sind gering; bei 800 fl. Activen hat sie 3500 fl. Passiva, und von 80 Morgen schlecht bestockten Waldungen wird der jährliche, in drei Klaftern Holz bestehende Ertrag für die Heizung des Rathhauses verwendet. Außer diesen Waldungen besitzt sie noch etwa 20 Morgen Weiden, welche nebst der Herbstweide für die Schäferei verpachtet sind, zu welcher jeder Bürger je nach seinem Steuerbetrag eine Anzahl Schafe gegen einen Weidzins einschlagen darf, der mit Einschluß des Pachtgeldes, welches der Schäfer für seine eigene Schafe entrichtet, der Gemeindekasse jährlich 250 fl. neben 300 fl. für die Pferchnutzung einträgt. Die einheimischen Schafe finden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_260.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)