Seite:OAHerrenberg 266.png

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denselben ein gewisser Wohlstand erhalten, so daß neben ziemlich vielen Wohlhabenden, die Mehrzahl bemittelt und nur die Minderzahl unbemittelt genannt werden darf. Der begütertste Bürger besitzt mit Einschluß der Waldungen 125–130 Morgen Grundeigenthum.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben, und zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Flander- und Suppinger Pflugs, der Repssämaschiene, der Walze etc., haben Eingang gefunden; die Düngerstätten sind zwar noch nach der alten Weise, übrigens durchgängig mit Güllenlöchern eingerichtet. Zur Besserung der Felder kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Hallerde und Gips in Anwendung.

In der Dreifelderwirthschaft mit zu 1/5 angeblümter Brache baut man besonders Dinkel und Hafer, welch’ letzterer häufig mit Ackerbohnen gemengt wird, etwas weniger Gerste, zuweilen mit Linsen gemischt, wenig Weizen, Einkorn und Roggen; letzteren nur um des Bindstrohs willen. Die Brach-Erzeugnisse sind Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Angersen, Ackerbohnen, Kohlraben, weiße Rüben und ziemlich viel Reps; in eigenen Ländern zieht man Kraut (Spitzkohl), Hanf und nur wenig Flachs. Wegen des im Verhältniß zu dem sehr ausgedehnten Viehstand nicht bedeutenden Wiesenbaus kommt als Futtersurrogat die Luzerne häufig zum Anbau. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 8 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer und 3 Simri Gerste; der durchschnittliche Ertrag wird zu 9 Scheffel, in günstigen Jahrgängen und auf den besseren Feldern zu 12–14, sogar bis 16 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste per Morgen angegeben. Ein Morgen der besten Äcker kostet 450 fl., der mittleren 200 fl. und der unergiebigsten 120 fl. Getreide wird sehr viel auf dem Fruchtmarkt in Nagold abgesetzt.

Die durchgängig zweimähdigen, nicht wässerbaren Wiesen, ertragen per Morgen 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd; das Futter ist ausgezeichnet gut, nur der Boden des abgegangenen See’s bringt etwas saures Futter hervor.

Der Obstertrag wird theils vermostet, theils auswärts verkauft; außer dem Kernobst pflanzt man auch noch ziemlich viel Zwetschgen.

Die Gemeindepflege besitzt nur fünf Morgen Waldungen, deren Ertrag nicht einmal für die Heizung der Rathhauszimmer hinreicht; dagegen sind 330 Morgen im Besitz der vermöglicheren Einwohner in Theilen von 1–12 Morgen.

Zur Schäferei werden einige Morgen Weide, nebst der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_266.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)