Seite:OAHerrenberg 278.png

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angelegter Graben, über den eine steinerne Brücke zum Schloß führt. Zunächst des Schlosses steht das vormalige Amtshaus und eine im alten Styl massiv erbaute, mit einem Staffelgiebel versehene Mühle (s. oben), außer welcher noch mehrere Öconomiegebäude vorhanden sind, unter denen sich der dem Schloß gegenüberstehende Fruchtkasten durch seine Großartigkeit und seinen massiven Bau auszeichnet. Sämmtliche Gebäude schließen einen namhaften Hofraum ein, außerhalb dessen steht zunächst an der am Schloßhofe vorüberführenden Vicinalstraße eine Kelter. Zu beiden Seiten des Gebäudecomplexes lehnen sich große zum Schloß gehörige Baumgärten an, die auf der einen Seite bis an das Dorf, auf der andern bis zu der Stephanskirche reichen und mit einer Mauer umfangen sind, soweit sie nicht an der südlichen Seite von der Ammer begrenzt werden. Das zu dem Schloß gehörige etwa 300 Morgen große, übrigens nicht zusammenhängende Gut ist an die Bürger von Poltringen stückweise verpachtet und wird von einem aufgestellten Aufseher, der zugleich die Gärten und Weinberge bewirthschaftet, beaufsichtigt.

Der Ort ist mit sehr gutem Trinkwasser, welches zwei laufende und zwei Schöpfbrunnen liefern, das ganze Jahr hindurch hinreichend versehen; periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) befinden sich in der Leimengruben und im Kornberg. Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort in der Nähe des Roßbergs besteht ein See, der übrigens häufig trocken liegt.

Die Einwohner, deren Hauptnahrungsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, sind im Durchschnitt gut gewachsene, sehr fleißige, ruhige Leute, die sich übrigens in sehr mittelmäßigen Vermögensumständen befinden, wie denn der Begütertste nur 20 Morgen Felder besitzt. Die Zahl der Unbemittelten, denen leider Gelegenheit zum Verdienst mangelt, hat namentlich in Folge der Abnahme der früher stark getriebenen Flachsspinnerei sehr zugenommen. Die Ortsmarkung, von der die Gutherrschaft 1/3 besitzt, wogegen die Poltringer sich auf der Markung von Entringen, mit etwa 70 Morgen angekauft haben, ist nicht groß und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden; er besteht theils aus Lehm mit einem die Feuchtigkeit nicht durchlassenden Untergrund, theils aus schwerem Thonboden und aus mageren Mergeln und Sandsteinplättchen der Lettenkohlengruppe. Wegen des häufigen, thonigen Untergrundes ist der Ertrag der Felder in nassen Jahrgängen geringer als in trockenen. Die besten Güter liegen in Engwiesen, Gairen, auf dem Aischbach, im oberen Feld, in Malmen etc.

Das Klima ist gesund und ziemlich mild, übrigens für den Weinbau etwas zu rauh, daher dieser immer mehr abnimmt, indem

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)