Seite:OAHerrenberg 282.png

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von Bebenhausen am 10. Februar dieses Jahrs den Bischof von Constanz ersuchte. Im Jahre 1440 stifteten Rudolf von Ehingen, Markward von Hailfingen der ältere und Johann Truchseß von Höfingen mit Bewilligung des Abts von Bebenhausen eine Kapelle zu Poltringen und einen Altar zu Oberndorf, sammt einer ewigen Präbende zur Ehre der h. Dreifaltigkeit. Im Jahre 1599 begannen Herzog Friedrich von Württemberg und Georg von Ehingen in Poltringen und Oberndorf zu reformiren; darüber verklagten ihn die Grafen von Eberstein beim Reichshofrath, Georg dagegen übergab den 1. Juli 1606 sein 1/3 beider Orte dem Herzog Friedrich von Württemberg beim Reichshofrath zu vertreten; ein Reichskammergerichtsproceß entspann sich, bis sich endlich nach Herzog Friedrichs Ableben dessen Sohn Herzog Johann Friedrich am 30. August 1608 mit Christoph Franz, Freiherrn von Wolkenstein, dahin verglich: in Poltringen solle ein katholischer und ein evangelischer, aus dem Tübinger Stipendium genommener Pfarrer sein. Nun waren allhier evangelische Pfarrer bis nach der Schlacht bei Nördlingen (1634). Als darauf der evangelische Pfarrer vertrieben wurde, verloren sich auch die Protestanten allmählig. Gleichwohl setzte Herzog Eberhard III. aufs Neue einen evangelischen Kirchendiener hieher, und Reusten, bisher Filial von Breitenholz, wurde allda eingepfarrt; der neue Kirchendiener hieß jetzt Pfarrvikar zu Poltringen und Pfarrer zu Reusten. Im Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es starke Reibungen zwischen dem katholischen und protestantischen Pfarrer (Binder 426). Zur Wahrung des Rechts der evangelischen Kirche wurde an Sonn- und Festtagen Nachmittagskinderlehre in Poltringen gehalten, an Feiertagen Vormittags gepredigt, alle übrigen Gottesdienste aber wurden in Reusten gefeiert. Erst 1814 kam der evangelische Pfarrer in Reusten zu wohnen.

Die Besetzung der katholischen Pfarrstelle wechselt zwischen der Krone Württemberg und den Freiherrn zu Ulm.


Reusten,
Gemeinde III. Klasse mit 674 Einw., wor. 6 Kath. – Ev. Pfarrei. Die Kath. sind nach Poltringen eingepfarrt.

In dem tief eingefurchten Ammerthale liegt in der schmalen Thalebene zu beiden Seiten des Flüßchens, der in die Länge gebaute, nicht unfreundliche Ort, dessen Wohnungen, mit Ausnahme

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_282.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)