Seite:OAHerrenberg 306.png

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den Grund zum nachherigen Emporblühen desselben legte. Von ihm ging es im Jahre 1826 durch Kauf an Rudolf Bernus von Frankfurt über, und von diesem († 1850) durch Testament auf den jetzigen vorgenannten Besitzer.


Unter-Jettingen,
Gemeinde III. Klasse mit 909 Einw., bestehend aus: a. Unter-Jettingen, Pfarrd. mit 870 Einw., wor. 5 Kath. b. Sindlingen, Weiler, Königl. Hofdomäne, mit 39 Einw. – Ev. Pfarrei. Die Kathol. sind nach Hailfingen, O.A. Rottenburg eingepfarrt.

Auf der Grenze zwischen Schwarzwald und Gäu liegt zwei Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 5/4 Stunden nordöstlich von Nagold, das in die Länge gebaute Pfarrdorf, welches durch ein anmuthiges Wiesenthälchen von dem nur 1/4 Stunde entfernten Ober-Jettingen getrennt ist.

Der im Allgemeinen freundliche, hinter Obstbäumen versteckte Ort, von dem man eine ausgebreitete Aussicht an die Alp genießt, hat eine hohe, etwas unebene Lage; die Häuser sind meist ansehnlich und mit steinernen Unterstöcken versehen, dagegen geht den im Ganzen reinlich gehaltenen Ortsstraßen noch die Kandelung ab. Gutes Trinkwasser liefern 24 Pumpbrunnen, von denen zwar einzelne in besonders heißen Sommern ihren Dienst versagen, ohne daß jedoch Wassermangel entsteht, da nur etwa 100 Schritte nördlich vom Ort eine reichliche, immer fließende Quelle sich befindet. Eine Wette besteht im Ort und eine außerhalb (1/8 Stunde südlich) desselben.

Am nördlichen Ende des Dorfes liegt die im Jahre 1829 neu erbaute Pfarrkirche, welche ein gleichseitiges Viereck bildet und mehr einem Betsaale, als einer Kirche gleicht, indem ihr nicht nur aller architektonische Schmuck, sondern auch der Chor abgeht. Der viereckige Thurm ist alt, aber zu nieder, und ragt nur mit seinem einfachen Zeltdach über den First des Langhauses empor. Von den zwei auf ihm hängenden Glocken ist eine sehr alt und trägt die vier Evangelistennamen als Umschrift, die andere wurde 1848 gegossen. Die Kirche und den außerhalb des Orts gelegenen Begräbnißplatz, wie auch das Pfarrhaus hat der Staat unter Concurrenz der Gemeinden Ober- und Unter-Jettingen zu erhalten.

Das Pfarrhaus befindet sich in ganz gutem Zustande, ebenso das sehr ansehnliche Schulhaus, welches im Jahre 1846 am nördlichen Ende des Orts neu erbaut wurde und über alle übrigen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_306.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)