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c. Viehzucht.[1]

Pferdezucht. Nach Tab. III. beträgt die Zahl der Pferde 638, wovon 32 unter 2 Jahren. Im Durchschnitte kommen 99,8 Morgen Landes auf 1 Pferd. Die Zahl ist kleiner, zum Theil sehr bedeutend kleiner, als in den benachbarten Oberämtern Eßlingen, Urach, Reutlingen, Münsingen und Blaubeuren, doch beinahe eben so groß, als im Oberamte Nürtingen. Auch im Vergleich zu dem Pferdestande des ganzen Landes ist sie sehr klein, da im Durchschnitte die Zahl der Menschen zu der der Pferde wie 16,5 zu 1, in unserm Oberamte aber wie 44,6 zu 1 ist. In früheren Zeiten, wo – wie wir unten sehen werden – Stutereien an der Teck und in Randeck bestanden hatten, war die Pferdezucht bedeutender. Noch im Jahr 1830 war die Zahl 698, und zu Anfang 1834 671. Ehemals schämte sich der wohlhabendere Bauer, seine Felder mit Ochsen zu bestellen, daher man auch auf den größern Weideflächen, die so viele unserer Ortschaften umgaben, weidende Pferde von jedem Alter traf. Diese Weidepferde hatten im ganzen Lande einen guten Ruf. Zweijährige Fohlen wurden, wegen ihrer sorgsamen Pflege während des Winters und wegen des kräftigenden Weidganges im Sommer, namentlich auf den Märkten von Nürtingen, Kirchheim und Ebersbach stark gesucht und gut bezahlt, von wo sie in das Gäu, bei Herrenberg, und in das Strohgäu, bei Ludwigsburg und Leonberg, gingen. Andere, mit Schonung an die Arbeit gewöhnt, wurden als beliebte Luxuspferde vom Wagen- und Reit-Schlage, die sich, zumal so lange die Beschälplatte in Kirchheim bestand, durch edle Formen, Temperament und Ausdauer vortheilhaft auszeichneten, theils von Inländern, theils, und noch vor 10–15 Jahren, von französischen Händlern zu hohen Preisen aufgekauft. Aber wie die Weide ein Grundpfeiler der Pferdezucht

  1. Neben den von Herrn Oberamtmann v. Knapp mitgetheilten Beiträgen wurden hier, und hauptsächlich bei der Schafzucht, sehr schätzbare Notizen benützt, welche wir der Gefälligkeit des Herrn Pfarrers M. Haagen in Zell verdanken.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)