Seite:OAKirchheim 073.png

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Alp und in Bayern auf der Sommerweide, auch theilweise auswärts in der Winterung. Der Schafweide- und Pförch-Erlös sind Hauptrevenüen der Gemeinden, und der Pförch ist unentbehrlich für die Kultur des Bodens. Mehrere Orte des Bezirkes haben sich ganz für den Betrieb der Schafzucht eingerichtet. Geräumige Stallungen sind den Häusern der Wohlhabendern angebaut, und wo der Ärmere ein Plätzchen erübrigen kann, werden etliche Hürden aufgestellt, um hier einige Schafe mit ihren Lämmern überwintern zu können. Denn nicht der Schäfer allein ist Schafhalter, sondern auch der Bauer und Gewerbsmann. Von diesen sammelt der Schäfer die kleineren oder größeren Haufen, bis er 200–300 Stück beisammen hat, die er dann auf die Sommerweide führt, wogegen die sog. Stechwaare abgesetzt wird. Viele Geschlechter hindurch wird hier auf diese Weise die Schafzucht betrieben, und es haben sich nicht nur die Liebe zu den Schafen, sondern auch die manchfachen Kenntnisse und Erfahrungen hierin von den Vorfahren auf die Nachkommen vererbt. So kommt es, daß in mancher Gemeinde 4000–5000 Schafe bei anbrechendem Winter in die Stallungen geführt werden; daher muß auch die Schäferei gegen ihre vielen Feinde stets gehoben, zugleich aber auch mit aller Strenge in Ordnung erhalten werden. Bei der Vertheilung vieler Allmanden und dem außerordentlichen Einbau der Brache ist sie natürlich um vieles mehr beschränkt als früher; es läßt sich aber noch immer nicht abwenden, daß in der Brache bei dem zerstreuten Bau oft geschadet wird. Das Oberamt hat deßhalb nach langem Streite von ganzen Gemeinden häufig Vergleiche herbeigeführt, wodurch besonders die Zeit der Winterweide sehr beschränkt und die Befahrung des Brachfeldes theils ganz verboten, theils ebenfalls beschränkt wurde, und schwere Strafen und Schadenersatz eingeführt worden sind. Sämmtliche Heerden werden auf Kosten der Amtspflege von dem Oberamts-Thierarzt im Frühjahr vor der Abfahrt und im Spätjahr nach der Auffahrt, vor der Schur aber auf Kosten der Eigenthümer, besichtigt. Gleichwohl wird viel

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_073.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)