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Höchstädt wurde dasselbe von den badischen und hessischen Völkern vollends ausgesogen. In den französischen Revolutionskriegen hatte der Bezirk auch noch durch Einquartierungen der Österreicher sehr zu leiden. Im Jahr 1798 betrugen die Kriegskosten von Stadt und Amt 50.182 fl. 18 kr. Näheres s. bei Roßwälden und Wellingen.

Noch müssen wir mit einigen Worten des traurigen Wahnes von Hexerei und Teufelei gedenken, welchem auch hier zahlreiche Opfer fielen. Es sey uns erlaubt, einige der interessanteren, doch nichtblutigen, Nachklänge dieses Fanatismus kurz, aber actenmäßig, zu berühren. Auf die Aussage eines noch nicht vierjährigen Kindes von Roßwälden, daß sein Vater und Mutter nächtlicher Weile auf den Schlierbacher Wiesen mit dem Schwarzen kurzweil treiben, wurde 1664 das gemeinschaftliche Amt mit einer Untersuchung beauftragt, welche aber ergab, daß Alles „ein bloßes Kindergeschwätz“ sey. Ernstlicher hätte ein Fall vom Jahr 1687 endigen können, indem ein sechsjähriger Knabe auf die Anzeige des Präceptors in Kirchheim wegen Hexerei-Verdachtes in Untersuchung gerieth und der Bericht beifügte: daß des Knaben Mutter „jeder Zeit in puncto veneficii verdächtig gewesen, und daß einige ihrer Voreltern im Jahr 1619 mit Zangen gerissen, der Kopf abgeschlagen und verbrannt worden.“ Der Knabe läugnete jedoch beharrlich, und so blieb die Sache beruhen.[1] Indessen wurde doch noch 1702 der Maler Sebastian König von Kirchheim mit seinem Weibe wegen Hexerei des Landes verwiesen. Auf die Aussage mehrerer Kinder von Zell, daß ihre Eltern mit einem alten Weibe Nachts „auf den Hattenhofer Wasen zum Hexentanze fahren,“ wurde in dem ebengenannten Jahre eine Untersuchung eingeleitet; zum Glücke starb aber die verdächtige

  1. Seine Kameraden sagten aus, er habe erzählt, „seine Mutter und er fahren alle Nacht auf einem Hund durch das Kamin zu den drei Linden hinaus, ein schwarzer Butzenmaukeler mache auf einem Horn auf, und reite auf einem Bock herum; man esse und trinke rechtschaffen und tanze mit Katzen und Ofengabeln,“ – Die Phantasie trat auch in der Zeller Untersuchung von 1702 in ziemlich gleicher Form auf.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)