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Schloßgarten und soll, der Sage nach, einst den Herzogen von Österreich zur Residenz gedient haben. Nach einer Urkunde vom Jahr 1363 hatte Eberhard von Randeck, Ritter, „das Burglehen gen Teck, Graf Eberhard von Württemberg Gesäß zu Kirchheim vor der Stadt, das man nennt Renhard von Hepchisow Gesäß.“ Vielleicht wurde auf diesem Burglehen das Schloß erbaut. Das Saalbuch der Kellerei vom Jahr 1513 sagt: „das Schloß und der Marstall“ stehe in dem Thiergarten vor der Stadt. Als Herzog Ulrich im Jahr 1545 von den von Wernau Wendlingen kaufte, machte er sich verbindlich, „seine Behausung im Thiergarten zu Kirchheim“ abbrechen und dieselbe „wiederum“ in Bodelshofen aufbauen zu lassen. Daher stand denn im Jahr 1560 nur noch „ein alter Burgstall“, der noch 1604 mit einem Wassergraben umgeben war, in dem Thiergarten. Bei dem großen Brande der Stadt blieb das Schloß verschont. Die Dürnitz wurde damals längere Zeit für den Gottesdienst benützt.[1]

Das Schloß diente den Landesfürsten und ihren Wittwen häufig zum Aufenthalt. Als im Jahr 1594 in Stuttgart eine pestartige Krankheit herrschte, verlegte Herzog Friederich im August den Hof hierher, wo ihm Prinz Magnus am 2. December geboren wurde, der in der Schlacht bei Wimpfen eines ritterlichen Todes starb. Herzogs Johann Friedrich Wittwe, Barbara Sophia, hatte hier von 1628 bis 1632, und Herzogs Eberhard III. Wittwe, Maria Dorothea Sophia, von 1675–1690 ihren Sitz. Dasselbe war der Fall mit Magdalena Sibylla, der Wittwe des Herzogs Wilhelm Ludwig, die sich nicht nur durch ihren frommen und mildthätigen Sinn, sondern auch durch ihre Klugheit in der vaterländischen Geschichte ein rühmliches Andenken erworben hat; sie starb hier 1712. Auch

  1. Nach Crusius wurde noch 1588 die „Bonaventura oder der Willkomm“, ein silbernes Schiff, dessen Raum 3 Schoppen Wein hielt, Jedem zum Austrinken gereicht, der noch nie im Schlosse war.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_115.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)