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bedeutendsten des Landes. Auf die erstere kommen jährlich ungefähr 5000 Stück Leinwand und auf die Schnellblaiche etwa 3000 St. Baumwollen-Tuch und 800 Ctr. Baumwollen-Garn, auf die Walke aber ungefähr 750 Ctr. Wollfabrikate. Der Pächter des Bleichplatzes, Max Helferich, besitzt aber sämmtliche Gebäude eigenthümlich, und hat die Bleiche durch Ankauf von eigenthümlichen Gütern nahmhaft vergrößert. Seine Leistungen sind durch Ertheilung von Prämien von Seiten der Gesellschaft für Beförderung der Gewerbe und der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins, und durch einen Staatsbeitrag in den Jahren 1838, 1839 und 1840 anerkannt worden.

Ziegelhütten sind 3, Keltern 2, städtische Waschhäuser 3 vorhanden. Desgleichen ein öffentliches Backhaus. Der vormaligen Kaserne ist schon vorhin gedacht worden. Von 1811 bis Oktober 1816 lagen hier zwei Schwadronen und der Stab eines Reiter-Regimentes, dessen andere Hälfte in Nürtingen garnisonirte.

An Wasserwerken zählt die Stadt: 8 Mahl-, 4 Gyps-, 3 Öl- und 2 Schleif-Mühlen, 1 Säg- und 1 Loh-Mühle, 1 Hanfreibe und die obengedachten Tuch- und Weißgerber-Walken, mit einem Steueransatz von 199 fl. 54 kr. Bemerkenswerth ist es, daß 3 Mahlmühlen: die obere, die Sülkeren und die Mühle zwischen den Badstuben, in früheren Zeiten Bannrechte hatten, und daß im Jahr 1482 Dr. Ludwig Vergenhans, damals Kirchherr und Decan dahier, auf fürstlichen Befehl einen Streit zwischen den Mühlherrn und der Stadt schlichtete, wonach alle hiesigen Bäcker und Grempler jährlich unter diese Mühlen vertheilt werden, die übrigen Einwohner aber die Wahl unter diesen Mühlen haben sollten. Mit Ausnahme der ehemaligen Klostermühle, in welche noch der Schafhof und Roßwälden gebannt sind, besteht kein Bannrecht mehr. Die Mahlmühlen, bis jüngst Erblehen, sind nun Eigenthum der Besitzer.

Die Nebengewerbe sind nicht von großem Belang; Flachs- und Hanf-Spinnerei, wovon Viele sich nähren,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)