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Geschichte des Klosters.[1]

Bei der Kirche in Kirchheim siedelten sich, der Sage nach, schon im Jahr 986 fromme Jungfrauen an, die im Anfang ohne bestimmte Ordensregel, aber streng und andächtig zusammenlebten. Häufige Wallfahrten zu der hiesigen Kirche brachten dasselbe schnell in Aufnahme, und das erste Kloster-Gebäude war schon 1051 für die Bewohner zu klein. Im Jahr 1214, da die Zahl der Nonnen 86 betragen haben soll, baten sie den Bischof von Constanz um Aufnahme in den Dominikaner Orden, und da dieser nicht willfahrte, so wandten sie sich an den päpstlichen Legaten, der den Wunsch gerne erfüllte. Dadurch erhöhte sich der Ruhm ihres Hauses noch mehr. Von den vielen edeln Jungfrauen, die sich in das Kloster begaben, soll auch eine gewisse Adelheid all’ ihr reiches Gut dahin vergabt haben. Herzog Conrad von Teck schenkte ihm im Jahr 1235 eine Hofstätte und verlieh ihm mehrere Privilegien. Gleichwohl zogen die Klosterfrauen, wie es scheint durch die Plackereien der Grafen von Aichelberg genöthigt, 1241 nach Sirnau bei Eßlingen, wo sie sofort ein neues Kloster gründeten. Noch in demselben Jahr nahm der Bischof von Constanz „priorissam et conventum sororum prius in Chilchein commorantes, nunc vero in Syrmenowe claustrum construere desiderantes“ in seinen besondern Schutz. Allein bald darauf entstand zu Kirchheim ein zweites Frauenkloster, indem mehrere Töchter von Dienstleuten des Herzogs Ludwig von Teck diesen um Erlaubniß baten, unter Beobachtung einer bestimmten Regel Gott beständig hier dienen zu dürfen. Der Herzog erlaubte dieß 1249 und gestattete noch weiter, daß seine Ministerialen das Ihrige dahin vermachen, daß die Klosterfrauen einen eigenen Gottesacker anlegen und eigene Priester halten dürfen. Diese Privilegien wurden 1248, 1257, 1265, 1307, 1359 und 1530 bestättigt und vermehrt. Im Jahr 1248 in päpstlichen Schutz genommen,

  1. Mehrere der hier angezogenen Urkunden s. bei Besold monumenta virginum etc. S, 138 u. f.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_132.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)