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ihnen erlauben, daß sie in das Gotteshaus Sießen in der Grafschaft Friedberg mit ihrem Eigenthum abziehen dürfen. Der Herzog gestattete dieß zwar; das Project ist aber nicht ausgeführt worden, denn noch am 3. Merz 1575 befand sich die Priorin mit dem ganzen Convent hier, wo sie auch abgestorben zu seyn scheinen.

Das Kloster hatte ansehnliche Güter, nicht allein in der Stadt, sondern auch in den meisten Orten des Oberamts und anderwärts; in 55 Orten besaß es Güter oder Gefälle, welche i. J. 1580 zu 14.800 fl. angeschlagen wurden. Die Verwaltung der Klostergüter ward alsbald nach der Reformation des Klosters einem sogenannten Klosterhofmeister (oben S. 102) übertragen.[1] Das Klostergebäude lag, nach einer Urkunde v. J. 1261, „juxta fontem Stegebronnen,“ außerhalb der Stadt. Schon damals zierten dasselbe ein sogenanntes Schlafhaus und ein Rebenthal, schöne Zellen mit ausgehauenen Fenstern; Herzog Conrad der Stifter hatte noch weiter einen großen Stock daran gebaut, wo er und seine Nachkommen häufig Hof hielten. Am 11. April 1626 wurde aber das Gebäude durch einen Blitzstrahl abgebrannt, und der hartherzige Klosterhofmeister, welcher 3 Tage zuvor den Armen seines Amtes Brodfrüchte verweigert haben soll, von einem Dachziegel erschlagen.

Neben dem Kloster stand die Klosterkirche, die mit diesem ein Raub der Flammen wurde. Sie war schon im Jahr 1373 durch ein Gewitter sosehr beschädigt worden, daß die Nonnen einen Caplan ausschickten, um eine Brandsteuer zu sammeln. An der Klosterkirche waren folgende Caplaneien:

1. Aller Heiligen Pfründe. Sie wurde ums J. 1340 von „Herrn Kützin dem Rüßen, Ritter,“ gestiftet.
2. Des h. Kreuzes Pfründe.
3. St. Dominicus Pfründe.
4. St. Catharinen Pfründe, von Ritter Conrad dem Rüßen 1336 gestiftet, und
5. St. Johannes Pfründe. Sie bestand schon 1310, wurde aber 1368 von Herzog Friedrich v. Teck auf das Neue ausgestattet.

  1. Einen solchen hatte das Kloster schon lange vor der Reformation; 1336 kommt „Bruder Hainrich der Houffmaister“ vor. Sein Geschäftskreis war aber beschränkter und dem eines Hausvogtes zu vergleichen.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)