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des Königs eigens errichtete Schule, wozu er einen Jahresbeitrag aus der Oberhofkasse verwilligt hat. Überdieß werden die Mädchen mit Nähen, Stricken, Spinnen, häuslichen und Garten-Arbeiten, die Knaben mit Feld- und Garten-Arbeiten, Strohflechten, Bänderweben, Fertigung von Winterschuhen etc. beschäftigt; auch wird die Seidenraupenzucht im Institute betrieben (siehe oben). Seit der Entstehung der Anstalt wurden 95 Kinder in derselben erzogen. Nach dem 14ten bis 15ten Jahre werden die Knaben auf Kosten der Gemeinden in die Lehre bei Handwerkern oder bei Bauern untergebracht, die Mädchen aber treten in Magddienste. Von den in Sparbüchsen ersammelten Geschenken (dermalen 946 fl. betragend) erhalten die Kinder nach dem Austritt nur in Nothfällen Zahlungen, das Kapital aber erst nach erreichter Volljährigkeit.

Die Anstalt wird, unter dem Präsidium der Frau Herzogin Henriette, von einem aus weltlichen und geistlichen Vorstehern und einigen Frauen bestehenden Commité geleitet, unter dem der Hausvater, der zugleich Lehrer ist, und die Hausmutter, ein Unteraufseher und eine Unteraufseherin die Erziehung und Haushaltung besorgen. – Ein besonderer Frauenverein hat die Aufgabe, das Institut wöchentlich zu unbestimmter Zeit zu besuchen, und Bemerkungen für das Commité zu machen.

6) Ein zweiter seit 7 Jahren für Kirchheim und den Bezirk gebildeter Frauenverein hat die Versorgung weiterer verwahrloster Kinder, und zwar auch jüngerer, die nicht in die Paulinenpflege aufgenommen werden, mittelst Wochenbeiträgen von Menschenfreunden übernommen. Diese Kinder sind theils in Erziehungshäusern auf der Schlotwiese, Lichtenstern, Wilhelmsdorf, theils bei Privaten untergebracht. Gegenwärtig sind neun Kinder in Versorgung.

Außer dem Oberamtsarzte haben noch drei Ärzte in K. ihren Sitz. Bemerkenswerth ist, daß schon 1279 ein „Frater Wernherus medicus der ordine predicatorum“ hier vorkommt, der in Angelegenheiten des Klosters sich da

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)