Seite:OAKirchheim 146.png

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Saalbuch von 1513 führt eine Scheune „by der Frawen Hus“ und ein „Hurengäßlin“ auf.


Geschichte der Stadt.

Ursprung. Bei dem Mangel römischer Denkmäler in der Stadt und um dieselbe müssen wir die auch sonst unbescheinigte Annahme, daß Kirchheim römischen Ursprungs sey (s. oben S. 109), dahingestellt seyn lassen. Gleichwohl ist es einer Sage nach, die, wie sich zeigen wird, Glauben verdient, von sehr hohem Alter. Vor vielen hundert Jahren nämlich, als die Herren von Teck noch Heiden gewesen, seyen sie nach einer großen Schlacht im Filsthal von dem ersten christlichen Herzoge Schwabens zum neuen Glauben bekehrt worden, worauf sie in der Nähe ihrer Burg, in einem zwischen der Lauter und der Lindach gelegenen Lindenhaine, eine Kirche zur Ehre unserer lieben Frau (Maria) gebaut haben, zu welcher sich täglich viel Volks versammelt und angefangen habe, sich hier häuslich niederzulassen. So sey allmälig ein Dorf entstanden, das seiner Entstehung entsprechend Kirchheim genannt worden; in demselben aber haben noch längere Zeit Christen und Heiden gewohnt, also, daß das durchfließende Wasser beide geschieden und der letztere Theil der Stadt die Heidenschaft genannt worden sey. Es ist jedenfalls bemerkenswerth, daß ein Bericht der Vögte vom 18. October 1535 dieß bestättigt, indem die Ältesten der Stadt diese Sage von ihren Vorfahren so gehört hätten; und ebenso merkwürdig ist es, daß ein Stadttheil von den ältesten Zeiten her bis heute die „Heidenschaft“ genannt wird und daß die Phantasie des Volkes noch im vorigen Jahrhundert auf dem Platze, wo jene Kirche stand, „bei den Linden,“ Hexen und andere Unholden hausen sah (s. o. S. 108).[1] – Die erste urkundliche Nachricht fällt in das Jahr 960. Damals bittet Bischof Hartbert von Chur den König Otto I.

  1. Die Hexenfahrten giengen immer an solche Plätze, wo vor Alters Gericht gehalten wurde, oder heilige Opfer geschahen: zu Eichen, Linden etc. (S. Grimm deutsche Mythologie, S. 591.)
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)